Einwohner von Lebus, einer Kleinstadt etwa zehn Kilometer nördlich von Frankfurt (Oder), befüllen Sandsäcke gegen das drohende Hochwasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder.
Einwohner von Lebus, einer Kleinstadt etwa zehn Kilometer nördlich von Frankfurt (Oder), befüllen Sandsäcke gegen das drohende Hochwasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder. Foto: Patrick Pleul/dpa

Frankfurt (Oder)/Seelow (dpa/bb) – Die Kommunen entlang der Oder organisieren wegen der erwarteten Hochwassergefahr inzwischen einen Wachdienst für die Deiche. Anwohner in möglicherweise gefährdeten Gebieten rüsten sich mit Sandsäcken. Ab Donnerstag richtet die Stadt Frankfurt (Oder) auch eine Bürger-Hotline ein. Außerdem sollen erneut Krisenstäbe über die Entwicklung der kommenden Tage beraten.

Bislang war die Lage aber noch entspannt. Auch die Wetterprognosen sagen für Brandenburg vorerst keinen Regen voraus. Dennoch rüsten sich die Regionen an den Flüssen für weitere steigende Wasserstände und die drohende Oder-Flut aus Polen. Auch die Flüsse Neiße und Elbe sind angeschwollen.

Weiterhin wird mit höchster Alarmstufe gerechnet

Ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt sagte heute, ein Erreichen der höchsten Alarmstufe 4 sei nach wie vor zwischen Ratzdorf und Frankfurt (Oder) wahrscheinlich. Die Prognose, wann sie eintreten soll, wäre aber mit Unsicherheiten behaftet. «Wir hoffen das Beste, aber bereiten uns auf das Schlimmste vor», sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstagabend in einer Rbb-Sendung zur Landtagswahl.

Vorerst entspannte Lage

Im Landkreis Märkisch-Oderland, wo Bewohner etwa in Lebus Sandsäcke befüllten, herrschte mit Blick auf die kommenden Tage bislang alles andere als Nervosität. «Dieses Wochenende bleibt alles entspannt», sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung der dpa. Depots seien mit Sandsäcken gefüllt. «Es werde am Sonntag eine Wahl ohne nasse Füße» möglich sein. Brandenburg wählt am 22. September einen neuen Landtag. In Frankfurt (Oder) wurden zwei Wahllokale ins Rathaus verlegt.

Hunderte Deichläufer sollen bereitstehen

Unklar bleibt, wann der Wachdienst mit den Deichläufern zum Einsatz kommt. Ab Alarmstufe 3 müssen sie ständig die kilometerlangen Schutzanlagen abgehen, um mögliche Schäden zu finden. Im Landkreis Märkisch-Oderland etwa seien 204 Deichläufer für den insgesamt 78 Kilometer langen Damm nötig, sagte die Sprecherin. Die Verwaltung im Kreis suchte für den Wachdienst noch Freiwillige, die gut zu Fuß sind, ebenso die Stadt Frankfurt (Oder). «Die Aufgabe besteht hierin, den Deich auf Undichtigkeit zu überprüfen, um rechtzeitig Schäden erkennen und eingreifen zu können», teilte die Oderstadt mit. 

Anwohnerversammlungen und Hinweise zum Sandsack-Füllen 

Am Freitag soll es in Frankfurt (Oder) Anwohnerversammlungen geben für Bürger, die in gefährdeten Gebieten wohnen. Zudem gab die Stadt Hinweise, wie Sandsäcke richtig befüllt werden – sie sollen nämlich nur halb voll sein. In einer Mitteilung hieß es: «Die Füllung zur Hälfte ist für den Verbau wichtig, da der Sandsack auf diese Weise nicht zu prall ist. Dicht an dicht verlegt bilden die Sandsäcke dann einen engen, schlüssigen Verbund untereinander.»

Oder-Ort Ratzdorf besser geschützt als bei schlimmem Hochwasser 1997 

Laut Pegelportal des Landes Brandenburg ist mit bisherigem Stand vom Mittwochnachmittag die Alarmstufe 3 für Frankfurt (Oder) und für das südlich gelegene Örtchen Ratzdorf am kommenden Dienstag möglich. Die Prognosen können sich aber ändern. 

Ab einem Wasserstand von 5,90 Meter gilt in Ratzdorf die höchste Alarmstufe 4. Dabei geht es dann um die Katastrophenabwehr. Es können größere Flächen überflutet werden auch in bebauten Gebieten. 

Im Jahr 1997 hatte Ratzdorf eine Hochwasser-Katastrophe mit schweren Schäden erlebt. Ministerpräsident Woidke sagte, in dem Ort gebe es im Gegensatz zum Hochwasser 1997 inzwischen einen Deich und Vorkehrungen für Spundwände.