Am 15. Februar wurde die neue Polizei-Wache am Kottbusser Tor eröffnet. Foto: IMAGO / Jochen Eckel
Am 15. Februar wurde die neue Polizei-Wache am Kottbusser Tor eröffnet. Foto: IMAGO / Jochen Eckel

Jahrelang wurde darüber diskutiert und gestritten, nun wurde die Polizei-Wache am Kottbusser Tor eröffnet. Doch was sagen eigentlich die Anwohner und Ladenbesitzer rund um den Kreuzberger Platz zur „Kotti-Wache“? Wir haben nachgefragt.

Schon seit Jahren war die neue Polizei-Wache am Kriminalitäts-Hotspot rund um das Kottbusser Tor in Planung, in dieser Woche feierte das umstrittene Projekt schließlich seine Eröffnung. Mit dabei war unter anderem auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger. Zudem begleitet wurde der Tag von einer Demonstration von Gegnern der Wache.

In der Wache sollen jeweils drei Polizisten in Schichten rund um die Uhr Dienst haben und Ansprechpartner für Probleme in der Umgebung sein. Weitere Polizisten sind wie bisher schon als Streifen und bei Einsätzen am Kottbusser Tor unterwegs.

Die Polizeiwache befindet sich im ersten Stock eines Hochhauses in der Überführung über die Adalbertstraße. Die Kosten für den Umbau der Räume betrugen laut Senat rund 3,24 Millionen Euro.

Das sagen die Berliner

Teile der Nachbarschaft, Geschäftswelt und Besucher hoffen auf weniger Kriminalität, Drogenhandel und Vermüllung in der Umgebung. Ein anderer Teil ist gegen viel Polizei vor Ort und gegen die Wache über der Unterführung. Wir haben uns einmal bei den Berlinerinnen und Berlinern rund um den Kotti umgehört.

Ein Mitarbeiter im Laden “Foto Kotti” (Skalitzer Str. 134) direkt am Kottbusser Tor, 55, sagt: “Ich finde es Blödsinn, ein Polizeirevier bei der Eröffnung mit Barrikaden zu versehen. Das erweckt doch keinen guten ersten Eindruck. Und eigentlich brauchen wir hier auch kein Polizeirevier. Die hätten eines in der Reichenberger Straße bauen können, aber nicht direkt am Kotti. Vor zwei Jahren wurde hier bei uns im Laden eingebrochen, aber das hätte so eine Wache vermutlich auch nicht verhindern können. Das hat damals ein Busfahrer gesehen und die Polizei gerufen, die war dann schnell hier. Sicherer fühlen wir uns durch das neue Polizeirevier auf jeden Fall nicht.”

„Die Polizeiwache kommt zu spät, die hätte schon vor 20 Jahren eröffnet werden sollen.“

Eyman, 52, Kiosk-Mitarbeiter

Eymen, 52, wohnt in Neukölln, arbeitet aber in einem Kiosk in der Adalbertstraße direkt unter der neuen Kotti-Wache. Er sagt: “Wegen der vielen Kriminalität hier bin ich ganz klar für die neue Polizeiwache. Ich glaube sogar, die kommt zu spät, das hätten sie schon vor zwanzig Jahren machen müssen. Ich arbeite seit drei Jahren hier und habe viel Kriminalität erlebt und gesehen. Als Schutz ist das total sinnvoll. Nachts machen wir hier im Kiosk schon seit einer Weile nicht mehr die Tür auf, sondern verkaufen nur noch über das Ladenfenster. Jetzt mit dem neuen Polizeirevier können wir auch nachts vielleicht wieder die Tür offen lassen.”

Anna, 33, wartet am Kottbusser Tor gerade auf eine Freundin und hat die Diskussion um die neue Kotti-Wache mitbekommen. Sie sagt: “Ich sehe die neue Wache sehr kritisch, weil es eher dazu beiträgt, dass hier kriminalisiert statt geholfen wird. Ich glaube nicht, dass diese Wache etwas an der Gesamtsituation der Leute ändern wird. Vielleicht fühlen sich Besucher und Touristen dann etwas sicherer, doch die Leute, die hier wirklich leben, denen wird kaum geholfen dadurch. Die Politik sollte bessere Lösungen parat haben.”

Joachim, 58, wohnt beim Görlitzer Bahnhof unweit des Kottis, meint: “Das ist völliger Blödsinn. Diese Polizeiwache ist doch am Ende einfach nur ein Vorzeigeprojekt, das irgendwelchen Bürgern suggerieren soll, dass der Staat hier jetzt aktiv wird und für Sicherheit sorgt. Aber das wird sicherlich nichts bringen. Bestimmt bringt es mehr, wenn die Beamten hier unten unterwegs und ansprechbar sind, als dass sie da oben in ihrem Glaskasten sitzen. Das wäre schöner Wohnraum eigentlich. Das Geld ist für mich rausgeschmissen, das hätte man viel besser investieren können. Hier sind ganz andere Sachen notwendig. Etwa Sozialarbeit, saubere Räume für die Fixer, und all sowas, es ist ganz offensichtlich, woran es hier mangelt – und das wird die Polizei nicht lösen können.”

Text: Sascha Uhlig / dpa