Fahne von Hertha BSC weht im Wind.
Fahne von Hertha BSC weht im Wind. Foto: Andreas Gora/dpa/Archivbild

Berlin (dpa) – Die Verlängerung der 40-Millionen-Euro-Anleihe bis 2025 wird nach Ansicht eines Wirtschaftsexperten für den Fußball-Bundesligisten Hertha BSC zum entscheidenden, aber nicht einzigen Faktor bei der Lizenz-Erteilung. «Es ist lediglich ein Teil der letzten Patrone für die Lizenz in der kommenden Saison, wenn auch ein notwendiger», sagte Christoph Breuer vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln dem «Kicker». «Es ist aus meiner Sicht ein alternativloser Move.» Bei Hertha bestehe nach Breuers Rechnung eine Zahlungslücke über gut 60 Millionen Euro, die zur Erteilung der Zweitliga-Lizenz gedeckt werden müsse.

Anleihegläubiger, die mindestens zwei Drittel des Nennbetrags vertreten, müssen bis zum 19. Juni der Verlängerung zustimmen und erhalten dafür eine höhere Zinsausschüttung. Dass Hertha darauf hinweist, dass bei einer Nicht-Verlängerung «die Anleihegläubiger ihr eingesetztes Kapital ganz oder teilweise verlieren», wertet der Sportökonom nicht als Druckmittel, sondern als normalen Vorgang in der Finanzwelt: «Die institutionellen Anleger dürften sich des Risikos des Totalausfalls auch ohne diesen Hinweis bewusst sein. Somit geht es meines Erachtens mit dem Hinweis weniger darum, die Zustimmungswahrscheinlichkeit zur Verlängerung zu erhöhen.» 

Breuer erwartet ausgehend von der Forschung zum Finanzverhalten eine Zustimmung. Zeitgleich müsse aber auch mit anderen Gläubigern über die Streckung von Krediten verhandelt werden, so Breuer.

Doch selbst bei einer Verlängerung der Anleihe sieht Breuer den Bundesliga-Absteiger, der in dem Schreiben an die Gläubiger den sofortigen Wiederaufstieg als Ziel gesetzt hat, nicht als gerettet an. «Die Hertha steht am Abgrund, ist dabei abzustürzen, versucht aber, den rettenden Ast zu erreichen, durch den sie den Totalabsturz vermeiden möchte», sagte der Finanz-Experte, «ob sie diesen Ast erreicht und ob und wie lange dieser Ast trägt, ist Stand heute unklar.»