Einwohner von Lebus, einer Kleinstadt etwa zehn Kilometer nördlich von Frankfurt (Oder), befüllen Sandsäcke gegen das drohende Hochwasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder.
Einwohner von Lebus, einer Kleinstadt etwa zehn Kilometer nördlich von Frankfurt (Oder), befüllen Sandsäcke gegen das drohende Hochwasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder. Foto: Patrick Pleul/dpa

Breslau/Dresden/Frankfurt (dpa) – In den Hochwassergebieten von Polen über Tschechien bis nach Österreich kämpfen Einsatzkräfte gegen die Folgen der Flut – vor allem Brandenburg bereitet sich auf eine mögliche Wasserwalze in den nächsten Tage vor. In dem ostdeutschen Bundesland befinden sich Krisenstäbe in Alarmbereitschaft. Bürger sind im Einsatz, um ihre Häuser vor möglichen Schäden durch das drohende Hochwasser an der Oder zu bewahren. 

In Brandenburg wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte am Dienstagabend in der Live-Sendung «rbb24 – Ihre Wahl: Der Kandidatencheck» im RBB-Fernsehen: «Wir hoffen das Beste, aber bereiten uns auf das Schlimmste vor.» In Ratzdorf, wo die Oder Deutschland erreicht, gebe es im Gegensatz zum Hochwasser 1997 inzwischen einen Deich, sagte Woidke. Es gebe Vorkehrungen für Spundwände. 1997 erlebte Ratzdorf eine Hochwasser-Katastrophe mit schweren Schäden. 

AfD-Fraktionschef und Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt sagte auf eine Frage zum Klimawandel: «Lassen Sie uns das jetzt mit dem Klimawandel mal vergessen.» In den vergangenen Jahrhunderten seien viel höhere Pegelstände erreicht worden. Die Deiche müssten in Ordnung gebracht werden. Biber, die Deiche schädigen könnten, müssten «gnadenlos weggetrieben» werden. 

In Sachsen rechnete Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) nicht mit einem größeren Hochwasser – auch wenn dort über die Elbe ein Teil des Hochwassers aus Tschechien abfließt. Die Pegelstände seien niedriger als zwischenzeitlich befürchtet, sagte er am Dienstag. «Das ist noch keine Entwarnung.» Er verwies auf Investitionen in den Hochwasserschutz als Konsequenz aus früheren Fluten.

Im Süden und Osten Bayerns sollte sich die Lage weiter entspannen. Am frühen Mittwochmorgen galt aber zum Beispiel an der Donau in Passau noch die Meldestufe 3. Das bedeutet, dass das Wasser einzelne bebaute Grundstücke oder Keller fluten kann und Sperrungen von Straßen möglich sind. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Dienstag mitgeteilt: «Neuer Dauerregen oder ein Temperatursturz sind aber erst mal nicht in Sicht.»

Lage in den Nachbarländern

In Polen, Tschechien, Slowakei und Österreich stehen noch größere Gebiete unter Wasser. Es wird noch Tage dauern, bis die Behörden Entwarnung geben. Mehr als 20 Menschen kamen in den Ländern bislang in den Fluten ums Leben. In Tschechien werden mehrere Menschen vermisst. Dort unterstützte die Armee in den betroffenen Gebieten.

Im Osten Österreichs herrschte aufgrund des seit Tagen andauernden Regens der Ausnahmezustand. Mehr als 1800 Gebäude wurden bisher geräumt. Zahlreiche Straßen sind wegen des Hochwassers gesperrt.

Das Deutsche Rote Kreuz will an diesem Mittwoch weitere Hilfstransporte nach Polen schicken. Nach Angaben der Hilfsorganisation sollen 2.500 Betten sowie 500 Decken ins Nachbarland gebracht werden. Insbesondere im Südwesten Polens sei die Lage weiter unübersichtlich. Städte und Dörfer seien überschwemmt, Dämme und Brücken zerstört.