Krankenbetten stehen in einem Gang in einem Krankenhaus.
Krankenbetten stehen in einem Gang in einem Krankenhaus. Foto: Lukas Barth/dpa/Symbolbild

Neuruppin (dpa/bb) – Nach der Ankündigung zur Schließung zweier Abteilungen am Klinikum in Neuruppin sieht die brandenburgische Ärztekammer eine wohnortsnahe medizinische Versorgung auf dem Land in Gefahr. «Damit ist die unzureichende Finanzierung der Krankenhäuser in Brandenburg als gelebte Realität zum Schaden der Patientenversorgung angekommen», teilte die Landesärztekammer am Montag mit. Bundesgesundheitsminister Karl Lauerbach (SPD) sei zu schnellem Handeln aufgefordert, es sei höchste Zeit für die Krankenhausreform mit einer sicheren Versorgung in der Fläche.

Das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg fährt Millionen Verluste ein und kündigte vergangene Woche an, zum 1. Januar 2024 zwei Fachabteilungen zu schließen. Betroffen sind die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen und die Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie.

Landesärztekammer-Präsident Frank-Ullrich Schulz sagte: «So fällt für diese beiden Bereiche die bislang gewohnte wohnortnahe medizinische Versorgung weg und für die Patienten stehen künftig weite Wege an.» Lauterbach müsse der Versorgung von Patienten in der Fläche «endlich die Priorität einräumen, die ihr zukommt».

Der prognostizierte Verlust beträgt 8,3 Millionen Euro für dieses Jahr, ein ähnlich hohes Minus wird auch für 2024 erwartet, wie es in einer Mitteilung des Klinikums in Neuruppin hieß, das die Schieflage mit der unzureichenden Krankenhausfinanzierung begründet. «In diesem Jahr erleben wir bereits eine beispiellose bundesweite Insolvenz- und Schließungswelle von Krankenhäusern», so Geschäftsführer Gunnar Pietzner. Das Klinikum hatte 2022 nach eigenen Angaben rund 2500 Beschäftigte und fast 870 Betten.

Vielen Kliniken in Deutschland geht es wirtschaftlich schlecht. Bis eine Krankenhausreform überhaupt greifen kann, forderten Krankenhäuser eine rasche zusätzliche Finanzspritze des Bundes.

In Brandenburg steckt etwa das Elbe-Elster-Klinikum mit drei Standorten in einer finanziellen Schieflage. Stationen werden geschlossen. Die stationäre Versorgung soll ab Juni 2024 weitgehend auf zwei Standorte gebündelt werden. Zudem hatte 2022 das Krankenhaus Spremberg (Landkreis Spree-Neiße) eine Planinsolvenz als Schutzschirmverfahren beantragt und einen Sanierungsplan zur Rettung aufgestellt.