Das unabhängige Gremium verfolgt mit Sorge die Entwicklung im Kinder-, Jugend- und Bildungsbereich in Zeiten von Corona.
Angesichts steigender Corona-Infektionen fordert der Frauenbeirat Spandau, die Schulen besser auf einen möglichen erneuten Lockdown vorzubereiten. „Bildungspolitik, Schulamt und Schulrat müssen eine ausreichende Versorgung mit technischer Ausrüstung für Schulen und Schüler gewährleisten und einheitliche Rahmenbedingungen schaffen, damit die Beschulung der Kinder nicht mehr von der Eigeninitiative der jeweiligen Lehrer abhängt“, heißt es in einer Mitteilung. Machbare Optionen für den Onlineunterricht müssen aufgezeigt und für alle Schulen verpflichtend etabliert werden. „Die Verantwortung bezüglich möglicher Datenschutzverletzungen darf nicht auf den Rücken einzelner Lehrer lasten.“
Die Corona-Pandemie werde die Gesellschaft voraussichtlich noch lange begleiten. „Daher fordern wir alle Verantwortlichen auf, mit Hochdruck einen Plan für die Zukunft unter Pandemiebedingungen zu erarbeiten und schnellstmöglich umzusetzen. Kinder brauchen Rahmenbedingungen für eine bestmögliche Förderung.“ Eltern müssen stärker unterstützt werden, um somit der „Generation Corona“ dieselben Chancen und Möglichkeiten zu eröffnen wie allen anderen Generationen.
18 Prozent der Spandauer Kinder bezieht Hartz IV
Der Frauenbeirat untermauert seinen Appell mit Zahlen vom Amt für Statistik: Bereits vor Beginn der Pandemie sei Spandau im Vergleich mit anderen Berliner Bezirken bei vielen Kernindikatoren unter den Schlusslichtern zu finden gewesen: Fast ein Drittel aller eingeschulten Kinder wiesen demnach im Jahr 2016 Sprachdefizite und knapp 22 Prozent motorische Defizite auf. Mehr als 18 Prozent der Spandauer Kinder werden von einem Elternteil großgezogen und beziehen Hartz IV. Spandau bildet im Berlinvergleich das Schlusslicht beim Anteil der betreuten Kinder in öffentlich geförderter Kindertagesbetreuung.
„Durch die stark verkürzten Betreuungszeiten während des Lockdowns konnten selbst Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten oder als Alleinerziehende einen Anspruch auf Notbetreuung hatten, ihre Kinder nicht betreuen lassen“, heißt es vom Frauenbeirat. „Für berufstätige Alleinerziehende stellte dies ein unlösbares Problem dar.“ Viele Eltern und Kinder seien während des Lockdowns von Schulen, Kitas und der Politik im Stich gelassen worden. „Dies hatte eine Überbelastung der Eltern, insbesondere der Mütter zur Folge. Besonders stark traf es hier die Alleinerziehenden.“
Alleinerziehende hatten es während des Lockdowns besonders schwer
Für Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Familien ohne Deutschkenntnisse oder Familien in Notsituationen sei es besonders schwer gewesen, Beruf, Homeschooling/Kinderbetreuung zu gewährleisten, wodurch sich der Abstand zu finanziell und akademisch besser gestellten Familien enorm vergrößert habe.
Der Frauenbeirat Spandau bezeichnet sich als ein unabhängiges und überparteiliches Gremium, das die Interessen der weiblichen Spandauer Bevölkerung in allen Lebensbereichen vertritt und sich für die Verwirklichung ihrer Forderungen einsetzt. Er berät die Bezirksverwaltung in frauenrelevanten Fragen und soll geschlechtsspezifische Zusammenhänge und Benachteiligungen aufzeigen sowie Vorschläge und Ideen zur Beseitigung von Benachteiligungen mit dem Ziel der Verbesserung der Lebenssituation von Frauen in Spandau entwickeln. Eingesetzt wurde der Frauenbeirat 1993 vom Bezirksamt auf Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung.
Datum: 7. September 2020, Text: red/nm, Bild: imago images/HMB Media