ILLUSTRATION - Der Blick geht ins Grüne: Mittlerweile gibt es vermehrt Konzepte, die Coworking in ländlichen Regionen vorantreiben sollen. Foto: Christin Klose/dpa-mag - Honorarfrei nur für Bezieher des Dienstes dpa-Magazin +++ dpa-Magazin +++

Laptop und Handy: Für viele Jobs braucht es erst einmal nicht viel mehr. Wenn Internetverbindung, Telefonnetz und Stromversorgung stimmen, kann quasi von überall gearbeitet werden.

Zwischen Büro und den eigenen vier Wänden eröffnen sich da natürlich viele neue Möglichkeiten. Eine davon ist der ländliche Coworking Space. „Im Gegensatz zu Coworking Spaces in der Großstadt geht es auf dem Land sehr viel ruhiger zu“, sagt Hans-Albrecht Wiehler. Er ist Leiter des Landesbüros Niedersachsen der Genossenschaft CoWorkLand, die Spaces auf dem Land unterstützt und vernetzt. So könne man an vielen Orten im Freien arbeiten, mit Blick auf die Natur.

Küste, Berge und Bauernhöfe locken mit „Workation“

Grob kann man zwischen zwei bis drei ländlichen Coworking-Modellen unterscheiden. Zum einen gibt es Spaces, die Arbeit und Urlaub kombinieren. «Das nennt sich dann Workation», sagt er. „Der Gedanke dahinter ist: Ich arbeite mal einen halben Tag oder Tag und kann mich dann in der restlichen Zeit entspannen.“ Solche Modelle werden beispielsweise an der Küste angeboten, in den Bergen und auf Bauernhöfen. Zum anderen gibt es Modelle, die ländliche Regionen im Allgemeinen aufwerten sollen. „Diese Coworking Spaces werden oft von den Gemeinden und Städten unterstützt“, sagt Christian Cordes, Vorstandsmitglied der German Coworking Federation.

So könnten beispielsweise leerstehende Gebäude umfunktioniert oder Dorfgemeinschaftshäuser besser genutzt werden. Das soll dazu beitragen, vor allem junge Menschen an den ländlichen Raum zu binden. Zuletzt gibt es noch sogenannte Pop-up-Projekte. Diese werden für eine begrenzte Zeit an einem Ort angeboten und ziehen dann weiter zum nächsten.

Ruhe und Austausch fördern

Wie in den meisten Coworking Spaces gibt es in der Regel eine Aufteilung zwischen Ruhe- und Kommunikationsräumen. „Vielen ist es wichtig, dass sie ungestört arbeiten können“, sagt Dr. Axel Minten, Vize-Präsident des Bundesverband Coworking Spaces. Gleichzeitig schaffen Coworking Spaces aber bewusst Räume, in denen der Austausch innerhalb der Gemeinschaft gefördert wird. „Das ist ja genau das, was Coworking Spaces so besonders macht: Die Community, das Netzwerk. Man lernt Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen kennen, knüpft neue Kontakte und hilft sich gegenseitig“, sagt er.

Coworking Spaces müssen nicht nur für Freelancer attraktiv sein. Auch Arbeitgeber profitieren, wenn sie ihre Angestellten im Coworking Space arbeiten lassen. „Einerseits erhöhen sie die Innovationsfähigkeit der Mitarbeiter, andererseits können gute, kreative Mitarbeiter an eine Firma gebunden werden, obwohl sie nicht jeden Tag zu festen Zeiten in einem Büro sitzen wollen“, erklärt Klaus-Peter Stiefel vom Team Cognitive Environments am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO).

150 bis 300 Euro für einen Arbeitsplatz im Grünen

In manchen Fällen würden Unternehmen das Arbeiten im Coworking Space nicht nur tolerieren, sondern auch finanziell unterstützen. Der Preis der Spaces hängt stark davon ab, welche Leistungen in Anspruch genommen werden: Mietet man nur den Arbeitsplatz? Oder sind Essen, Car-Sharing-Angebote, Kinderbetreuung oder Telefonkabine inklusive? Grundsätzlich kostet ein Tagesticket für einen Flexdesk meist zwischen 10 und 30 Euro, ein Monatsticket für einen festen Arbeitsplatz etwa 150 bis 300 Euro.

In der Regel ist es eine individuelle Entscheidung, ob ein Coworking Space auf dem Land für jemanden der geeignete Arbeitsort ist. „Ein Coworking Space lebt von den Menschen, die dort arbeiten. Überall ist die Atmosphäre anders, überall gibt es andere Schwerpunkte und Angebote“, sagt Minten. Gerade zu Beginn lohne es sich daher, mehrere Spaces auszuprobieren.

Datum: 25. August 2020, Text: dpa, Bild: Christin Klose/dpa-mag