Steuergeld

Bund der Steuerzahler Deutschland fordert: Belastungen senken, Strukturreformen angehen und Sparpotenziale nutzen.

Am 9. Juli 2020, ab 17.30 Uhr arbeiten die Bürger wieder für ihr eigenes Portemonnaie. Das gesamte Einkommen, das die Steuer- und Beitragszahler vor diesem Datum erwirtschaftet haben, wurde rein rechnerisch durch Steuern und Abgaben an öffentliche Kassen abgeführt. Damit liegt die Einkommensbelastungsquote für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer-Haushalt in diesem Jahr bei voraussichtlich 52,1 Prozent, rechnet der Bund der Steuerzahler vor. Diese Prognose entstand auf Basis repräsentativer Haushaltsumfragen des Statistischen Bundesamts. Demnach bleiben von jedem verdienten Euro also nur 47,9 Cent zur freien Verfügung.

Vergleichsweise hohe Steuerbelastungen

Dass die Belastung um 1,6 Prozentpunkte gesunken ist und der Steuerzahlergedenktag sechs Tage früher liegt als 2019, hat mit den Folgen der Corona-Krise zu tun: Die niedrigere Belastungsquote beruht auf der zurückgegangenen Beschäftigung, auf weniger Einkommen und schwachem Konsum.

Zwei positive Reform-Maßnahmen, die Deutschlands Belastungsquote ebenfalls senken, notiert der Bund der Steuerzahler als  eigene große Erfolge: Zum einen hat die Politik den Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung reduziert, zum anderen hat sie die Inflation im Einkommenssteuertarif berücksichtigt und somit die kalte Progression gedämpft.

Darüber hinaus sinken die Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr – auch ein Sondereffekt, der zu einer niedrigeren Steuer-Quote beiträgt. Dessen ungeachtet, bleibt die Einkommensbelastungsquote für Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch: In 34 von 36 OECD-Staaten werden Arbeitnehmer weniger zur Kasse gebeten als bei uns.

Unterschiedliche Belastung für Singles und Familien

Im Durchschnitt werden Singles mit 52,7 Prozent Steuern belastet – ihr Steuerzahlergedenktag fällt auf Sonntag, den 12. Juli. Der Steuerzahlergedenktag für Mehr-Personen-Haushalte ist am 8. Juli – hier liegt die Belastungsquote bei 51,7 Prozent. Auch diesen Gruppen bleibt weniger als die Hälfte des Einkommens zur freien Verfügung.

„Im Jahr 2020 arbeiten die Menschen bis zum 9. Juli, um ihre Verpflichtungen gegenüber den Finanzämtern, der Arbeitslosenversicherung, den Renten- und Krankenkassen sowie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz zu erfüllen. Selbstverständlich werden mit diesen Steuern, Abgaben und Zwangsbeiträgen Leistungen für die Bürger finanziert. Deshalb betonen wir, dass man in der ersten Jahreshälfte nicht umsonst gearbeitet hat“, sagt Reiner Holznagel, Präsident des Bundes deutscher Steuerzahler.

Es müsse weiterhin eine notwendige Diskussion darüber geführt werden, ob diese sehr hohe Belastung der Bürger gerechtfertigt ist und ob die zahlreichen Leistungen sowie die Systeme selbst effizient und nachhaltig sind. „Wir sehen sehr viel Potenzial, die Einkommensbelastung zu senken, damit die Menschen mehr Geld zur freien Verfügung haben“, so Holznagel.

Datum: 9. Juli 2020, Text: Red, Bild: imago images/C.Hardt /Future Image