Bezirksbürgermeister Sören Benn kritisiert den Berliner Senat und ist mit seinen Einwohnern zufrieden
Eine volle Kita oder eine volle Schule sei nichts anderes als ein volles Konzert in der Kulturbrauerei. So viele Eingänge gäbe es in Schulen und Kitas gar nicht, dass man Kontakte vermeiden kann, stellte Sören Benn (Die Linke), seines Zeichens Bezirksbürgermeister von Pankow, in einem Interview mit unserem Schwesterblatt Berliner Zeitung fest. Mit seiner Aussage stellt er sich gegen die Pläne des Regierenden Bürgermeisters, Michael Müller, und der Schulsenatorin Sandra Scheeres (beide SPD), Berlins Schulen und Kitas bereits ab Ende April wieder schrittweise zu öffnen.
Altes Modell
Er sei gegen einen solchen Fahrplan, so Benn, weil nicht gesagt werde, wie das geschehen soll: „Ich erkenne einen krampfhaften Versuch, möglichst schnell in den Regelbetrieb zurückzukehren“, kritisiert Benn. „Aber es kann erst einen Regelbetrieb geben, wenn die Ansteckungsrate so stark absinkt, dass wir jeden Fall nachverfolgen und in Quarantäne bringen können.
Solange das nicht so ist, kann man nicht nach dem alten Modell arbeiten.“ Der Politiker schlägt stattdessen vor, für die Schulen bis Juni ein anderes System zu entwickeln. Zum Beispiel gäbe es jetzt schon die Möglichkeit, außerhalb des Schulgebäudes zu lernen. „Das müssen wir entwickeln und möglichst viele Schüler damit erreichen. Wir können auch an die Sommerferien rangehen, zum Beispiel an die letzten zwei Wochen.“
Umsichtiges Verhalten
Auf die Frage, wie sich Pankow, wie sich die anderen elf Berliner Bezirke in Zeiten von Corona geschlagen hätten, lobte Benn in seiner Antwort ausdrücklich den engen Kontakt zu den anderen Ämtern: „Das klappt gut. Ich kann ohnehin sagen: Ähnlich wie beim Föderalismus auf Bundesebene funktioniert es auch bei uns selbst in solch einer Krisenzeit besser, als viele dachten.“ Gleichzeitig lobt er seine Pankower für deren umsichtiges Verhalten.
Die Menschen seien sogar ein bisschen selbstbewusster geworden, findet Sören Benn. „Es gibt mehr Miteinander. Gleichzeitig habe ich nicht wahrgenommen, dass in Größenordnungen Bußgelder geschrieben werden. Die Leute sind sich im Großen und Ganzen der Abstandsregeln bewusst“, ist sich der Bezirksbürgermeister sicher.
Für ihn sei es schmerzlich zu sehen, dass Kneipen, Restaurants oder Geschäfte nach wie vor geschlossen hätten. Doch man rede ja schon „über Lockerungen ab Anfang Mai. Das bedeutet für viele, dass sie am Ende auf 35 Schließtage kommen werden. Das sollte inklusive der Hilfen für die allermeisten aufzufangen sein.“
Datum: 23. April 2020 Text: Redaktion Bild: Ben Gross