Grüne orientieren sich am schottischen Modell.
Bevor Toilettenpapier durch die Corona-Pandemie scheinbar zum Lieblingsprodukt der Bürger avanciert ist, hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg ein ganz anderes Thema auf den Tisch gebracht, das weniger mit Hamsterkäufen, doch ebenfalls mit Hygieneartikeln zu tun hat: In einem Antrag fordern sie, Frauentoiletten in der Öffentlichkeit besser mit Menstruationsprodukten zu versorgen. Das Bezirksamt solle zunächst prüfen, ob und wie im Rahmen eines Modellprojektes die Sanitäranlagen in den Rathäusern Schöneberg und Tempelhof sowie im Gemeinschaftshaus Lichtenrade mit Artikeln wie Tampons und Binden ausgestattet werden könnten.
Schottland macht’s vor
Als Vorbild diene eine Entscheidung des schottischen Regionalparlaments, die Ende Februar publik gemacht wurde. Dieses hatte beschlossen, den Frauen im Land Tampons und Binden kostenlos zur Verfügung zu stellen. „Damit hat das schottische Parlament einen Meilenstein gesetzt, die Menstruation aus der allgemeinen Verdrängung und Verschwiegenheit zu holen und sie als einen ganz normalen Bestandteil des Lebens ins Bewusstsein zu rücken“, äußert Aferdita Suka, gesundheits- und sozialpolitische Sprecherin der grünen BVV-Fraktion. „Mit unserem Antrag wollen wir auch hier zu einem solchen Bewusstsein beitragen“, so Suka.
Frage des Geldes
Viele Frauen in Deutschland müssten, statt auf richtige Menstruationsprodukte, auf Toilettenpapier oder ähnliches zurückgreifen, einfach weil ihnen das nötige Geld fehle. Mit der Durchführung des nun angeregten Projekts, „wäre schon einiges gewonnen.“ Erst zum Jahreswechsel wurde die Mehrwertsteuer für Damenhygieneartikel von 19 auf sieben Prozent reduziert. Einige Hersteller reagierten darauf mit Preiserhöhungen.
Datum: 4. April 2020, Text: Lisa Gratzke/Redaktion, Bild: imago images/Steinach