An den Berliner Airports herrscht Flaute wegen Corona
Der Flughafen Tegel ist derzeit wie ausgestorben. Nicht viel anders sieht es auf dem Airport in Schönefeld aus. Am Dienstag wurden in Tegel mehr als 80 Prozent der Linienflüge gestrichen, in Schönefeld gut die Hälfte. Die wegen der Coronakrise eingetretene Flaute könnte zur vorübergehenden Schließung von einem der beiden Flughäfen führen, so Rainer Bretschneider, Aufsichtsratschef der Betreibergesellschaft gegenüber dem RBB. Das werde in den nächsten Wochen zu entscheiden sein. Im Moment stehe die Entscheidung aber nicht an. Man befinde sich in der Absprache mit den Luftfahrtbehörden, die eine Schließung am Ende zu verfügen hätten.
Flüge nach Schönefeld verlagern
Der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz fordert, den Airport Tegel umgehend zu schließen. „Nur noch ein Zehntel des normalen Flugverkehrs findet momentan statt, zumeist für Frachttransporte“, so der stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. „Die Offenhaltung eines ganzen Flughafens mit allen Teilbereichen und den hohen Sicherheitserfordernissen ist angesichts dieser extrem geringen Auslastung nicht mehr sinnvoll.“
Die verbliebenen Flüge könnten problemlos nach Schönefeld verlagert werden, so Buchholz. Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg könne ihre Kräfte bündeln für den Betrieb in Schönefeld, erhebliche Kosten sparen und den Bau des BER konzentriert voranbringen.
CDU sieht „immenses Risiko“ für Berlin
Widerspruch kommt aus der CDU-Fraktion. „Die Stilllegung des Flughafens Tegel wäre ohne einen betriebsfähigen Großflughafen BER ein immenses Risiko für den Luftverkehrsstandort Berlin, auch ein fatales Zeichen für den Tourismus- und Messestandort für die Zeit nach der Krise“, so Christian Gräff, wirtschaftspolitischer Sprecher, und Oliver Friederici, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, in einer gemeinsamen Erklärung. Man könne den touristischen Verkehr auf den Flughäfen einstellen, nicht aber den Gesamtbetrieb.
„Transportflüge für Lebensmittel, für medizinisches Material sowie Flüge für Urlaubsrückkehrer müssen weiter möglich sein“, so Gräff und Friederici. Gerade in der gegenwärtigen Ausnahmelage dürfe Berlin nicht vom Flugverkehr abgekoppelt werden.
Die Flughafengesellschaft, die schon wegen des BER tiefrote Zahlen schreibt, gerät wegen Corona in Liquiditätsnöte. Am Dienstag beantragte das Unternehmen beim Arbeitsamt Kurzarbeitergeld für die rund 2.200 Beschäftigten, berichtet der „Tagesspiegel“.
Datum: 25. März 2020. Text: Nils Michaelis. Bild: imago images/Emmanuele Contini