Naturschützer kritisieren die Umbaupläne für den Weg entlang der Spree.
Seit fast vier Jahrzehnten wird ein Spree-Radweg von Spandau nach Charlottenburg geplant. Nun rückt der Lückenschluss näher. Kürzlich hat der Senat den Planungsauftrag für die Routenabschnitte in Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau vergeben, die europaweite Ausschreibung der neuen Spandauer Rad- und Fußwegbrücke über die Spree folgt in diesem Monat.
Mit einem baldigen Baubeginn ist allerdings nicht zu rechnen. Bis zum Jahr 2023 wird das Spreeufer als Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nummer 17 für rund 50 Millionen Euro umgebaut, so eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gegenüber dem „Tagesspiegel“. Die neue Spreebrücke soll demnach westlich des Grützmachergrabens entstehen. Ab dort verläuft der Rad- und Wanderweg direkt am nördlichen Spreeufer bis zum Spandauer Horn. Zudem sollen „Zwischenanbindungen“ zu den Straßen Am Juliusturm und An der Spreeschanze realisiert werden. Dort besteht das Ufer gegenwärtig aus Wildnis.
Mehrere Abschnitte
Der von der Oberlausitz bis in den Berliner Westen reichende Rad- und Wanderweg an der Spree ist rund 410 Kilometer lang. Die landeseigene infraVelo GmbH ist für die bezirksübergreifende Projektsteuerung und die spätere Umsetzung des besagten Abschnitts von der „Jungfernheidebrücke“ in Charlottenburg bis zur Mündung in die Havel in Haselhorst verantwortlich.
Der Rad- und Wanderweg wird in mehreren Teilabschnitten realisiert, die zeitlich parallel bearbeitet werden. Im Zuge der Voruntersuchung zur Radverkehrsplanung erfolgt eine vertiefte Prüfung der Strecke am Böschungsfuß, also an der Wasserkante der Spree, abseits des stark mit Lkw befahrenen Sophienwerderweges.
„Übergeordnetes Ziel ist es, den touristischen Rad- und Wanderweg so zu gestalten, dass sich alle Nutzer sicher vor Ort bewegen können“, teilt die infraVelo mit. „Der Charakter eines grünen Uferweges soll durch eine hochwertige Freiraumplanung und ökologische Aufwertung angrenzender Flächen unterstützt und der Erholungswert verbessert werden.“ Bereits bei der Planung werde darauf geachtet, dass die Eingriffe in Natur und Landschaft so gering wie möglich ausfallen.
Bedrohter Erholungsraum
Dessen ungeachtet kritisieren Naturschützer in einem Brief an Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) das Projekt. „Der Spreeweg ist eine der letzten naturnahen Biotopverbindungen der westlichen Innenstadt, die weichen Wege für Fußgänger und Erholungsradfahrer ideal“, heißt es in dem Schreiben der NaturFreunde Berlin, des NABU Berlin und des Berliner Netzwerks für Grünzüge. „Die Entschleunigung aufgrund schmaler Wegführung erzeugt ein rücksichtsvolles Miteinander.“
Die Verfasser befürchten, der Weg solle verbreitert und asphaltiert und den Berlinern damit ein naturnaher und gelenkschonender Erholungsraum beziehungsweise Fußweg genommen werden. Die Planungen der Senatsverwaltung liefen auf einen Ausbau zu einem weiteren Radschnellweg hinaus, parallel zu den geplanten Trassen auf Heerstraße und Nonnendamm. Der Ausbau des Radverkehrs dürfe aber nicht mit einer weiteren Zerstörung des bereits stark dezimierten Grüns in der Innenstadt einhergehen.
Stattdessen müsse die autogerechte Stadt zugunsten der Radfahrer umgestaltet werden, indem Fahrspuren und Parkstreifen zu Radwegen umgestaltet werden. Der Senat wird aufgerufen, alle Planungen zum Bau von Radwegen in Parks und auf Naturflächen zu stoppen.
Datum: 8. März 2020. Text: Nils Michaelis. Bild: Getty Images Plus/iStock/Andreas Weber