Waschbären erobern sich ihren Lebensraum in der Hauptstadt.

Ein Wildtier ist ein schlaues Tier, wenn es in die Stadt geht. Anders als auf dem Lande werden einige Arten in der Stadt nicht bejagt, außerdem gibt es hier reichlich Nahrung. Was dem Tiere demnach paradiesisch vorkommen mag, kann den menschlichen Bewohner doch erheblich stören. In unserer neuen Serie „Wildtiere in der Stadt“ wollen wir für das Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier eine Lanze brechen. Denn neben zerstörten Vorgärten und durchwühlten Mülltonnen von Waschbär, Fuchs, Wildschwein & Co. bringt das „Wildlife“ doch auch etwas anderes in die Stadt: Freude, tierische Erkenntnisse und nicht selten gute Unterhaltung. Heute starten wir mit dem Waschbären.

Eine Reihenhaussiedlung in Adlershof: Nachts raschelt es im Garten, dann ein Schmatzen auf der Terrasse: Ein Waschbar bedient sich an einem Napf Katzenfutter. Nachdem er sich den Bauch vollgeschlagen hat, trollt er sich in sein sicheres Versteck zurück – der Schuppen, in dem sich der kleine pelzige Bandit bereits häuslich eingerichtet hat. Meist werden die Tiere nachts gesichtet, da sie erst mit Beginn der Dunkelheit aktiv werden. „Im Sommer konnten wir beobachten, wie sie mit ihrem Nachwuchs unterwegs waren“, berichtet ein Anwohner. Viele Hausbesitzer im Wohngebiet befürchten, dass die Waschbären sich in den Dachstühlen ihrer Häuser einnisten und Schaden anrichten.

Nicht anlocken

Es stimmt, Waschbären haben die Vorzüge des Stadtlebens entdeckt und sind schon lange unsere Nachbarn. Im Stadtgebiet finden die Allesfresser immerhin das ganze Jahr über reichlich Nahrung: Essensreste in Grün- und Parkanlagen, an Imbissbuden, in Papierkörben und Mülltonnen, auf Komposthaufen und durch Vogel-, Hunde-, Igel- und Katzenfutter oder auch reichbehangene Obstbäume ist der tägliche Nahrungsbedarf von 200 bis 400 Gramm schnell gedeckt. Waschbären, die eigentlich aus Nordamerika stammen und im letzten Jahrhundert in Deutschland als Pelzlieferanten eingeführt wurden, besiedeln Berlin weitgehend flächendeckend. „Im Umgang mit diesen Wildtieren gilt es, einige Grundsätze und Regeln zu beachten“, teilt der NABU Berlin mit. Insbesondere auf Anlocken durch Füttern sollte man unbedingt verzichten, da die Tiere sonst keine Fluchtdistanz zum Menschen mehr einhalten. Wer Katzen hat, sollte das Futter nicht im Außenbereich stehen lassen. Speisereste wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte sollte man nicht kompostieren. Fallobst sollte aufgesammelt und reifes Obst geerntet werden. „Waschbär-Müllpartys können vermieden werden, indem man Müll- und Abfälle unzugänglich aufbewahrt und Müllplätze einhaust“, heißt es seitens des NABU.

Wieder loswerden

Hat der Waschbär sich erstmal eingenistet, ist es gar nicht so einfach, ihn wieder loszuwerden. Waschbären finden gerade im Herbst einiges im Garten zu fressen. Reifes Obst oder Nüsse sind für den Kletterprofi leicht zu erreichen. Gegen den Aufstieg am Baumstamm hilft eine mindestens einen Meter breite glatte Manschette aus Blech oder anderem Material, an dem die Tiere mit ihren Krallen keinen Halt finden. Einstieg zumachen. Ist der Bandit im Haus, gilt es, die Einstiegsstelle zu finden und den ungebetenen Gast auszusperren. Denn abends gehen Waschbären in der Regel auf Nahrungssuche. Wenn sicher ist, dass sie ihr Quartier verlassen haben, kann die Reparatur vorgenommen werden. „Da muss sehr sorgfältig gearbeitet werden“, informiert der NABU. Übrigens: Die Wildtierberatung des NABU Berlin ist per E-Mail sowie montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr telefonisch erreichbar.

Datum: 16. November 2019, Text: Sara Klinke, Bild: Getty Images Plus/iStock/Vronja_Photon