Die Rostrote Mauerbiene trägt den Titel „Insekt des Jahres 2019“.

Dürfen wir vorstellen: Osmia bicornis – die Rostrote Mauerbiene. Auffallend pelzig ist sie und wenn sie auftritt, dann ist die Zeit der andauernden Fröste vorüber und Frühjahrsblüher wie Krokusse oder Hyazinthen recken sich der Sonne entgegen. Eine echt Frühjahrsbotin also, die in diesem Jahr den Titel „Insekt des Jahres“ tragen darf.

Nicht gefährdet

Mit der Rostroten Mauerbiene wurde zum zweiten Mal eine Wildbiene zum „Insekt des Jahres“ in Deutschland, Österreich und Schweiz gekürt. Rund 700 Wildbienenarten leben in Mitteleuropa. „Wir möchten mit dieser Wahl auch auf das Artensterben der Wildbienen aufmerksam machen, auch wenn unser Jahresinsekt bisher nicht als gefährdet gilt“, begründet Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg und Vorsitzender des Auswahl-Kuratoriums die Entscheidung. „Auch wollen wir generell auf die hohe Bedeutung der Bestäubung als Ökosystemdienstleistung hinweisen, die für unsere Nahrungsmittelproduktion äußerst wichtig ist.“ Schirmherrin für die Rostrote Mauerbiene ist Österreichs Umweltministerin Elisabeth Köstinger.

Zusammenleben ungefährlich

Aufgrund ihres Nistverhaltens ist die Rostrote Mauerbiene häufig dort zu finden, wo auch Menschen wohnen. Die etwa acht bis 14 Millimeter großen Insekten nutzen vorhandene Hohlräume in Trockenmauern, Löß- und Lehmwänden, aber auch in Totholz, lockerem Gestein und zahlreichen anderen Strukturen, um darin ihre einzelnen gemörtelten Brutnester anzulegen. „Nester dieser Biene wurden schon in Türschlössern, in der Plastikhülle eines Rolladenstoppers und sogar in einer Holzflöte gefunden“, sagt Schmitt. Aber keine Angst: Von der an eine schlanke Hummel erinnernde Biene geht keine Gefahr aus. Die Rostroten Mauerbienen sind nicht zum Stechen aufgelegt, das Zusammenleben mit dem Menschen ist kein Problem. Ganz im Gegenteil, sagt Schmitt, denn: „Die Biene bietet die Gelegenheit, den Lebenszyklus eines Insekts ganz aus der Nähe zu beobachten.“

Pro Jahr entwickelt sich eine Generation dieser Mauerbienen: Die Weibchen legen im Frühjahr die mit Pollen gefüllten Nisthöhlen an, in denen sich die Larven bis August zu erwachsenen Bienen entwickeln. In diesem Zustand verharren sie bis zum nächsten Frühjahr, um sich dann mit ihren kräftigen Kiefern aus dem verschlossenen Nest zu nagen. Dort warten bereits die männlichen Tiere zu Paarung und der Zyklus beginnt erneut.

Datum: 26. April 2019, Text: Sara Klinke, Bild: Paul Westrich