Radschnellverbindung von Schönefeld nach Neukölln und Kreuzberg ab 2023 möglich.
Die grundsätzliche Optimierung des Fahrradverkehrs in Berlin ist eines der Hauptziele, die sich die rot-rot-grüne Regierungskoalition zu Beginn der Legislaturperiode auf die Fahnen geschrieben hat. Fahrradstraßen werden eingerichtet, Abstellplätze installiert, Radfahrspuren entlang der Magistralen gezogen und Mobilitäts-Hubs gebaut. Eines der ganz großen Infrastrukturvorhaben ist der Bau sogenannter Radschnellverbindungen. Zehn solcher Projekte mit einer Gesamtlänge von rund 100 Kilometern stehen berlinweit auf dem Zettel der Senatsverwaltung für Verkehr.
Verkürzte Fahrzeit
Die Machbarkeitsstudien für diese Strecken, die den Berliner Stadtrand mit der City verbinden sollen, sind bereits gestartet. Eine der Routen soll auch Kreuzberg, Neukölln und Adlershof auf einer Länge von rund 17 Kilometern miteinander verbinden. In vier Abschnitten könne die sogenannte „Y-Trasse“ die Fahrzeit für Radler um rund ein Drittel verkürzen. Sicher und komfortabel werde die neue Streckenführung ausgebaut. Vorbild dafür sind Wegeführungen in Holland und in Kopenhagen. „Die Erfahrungen dort haben gezeigt, dass Radschnellwege über eine Mindestbreite von 4,50 Meter verfügen müssen, um konfliktfreies Überholen und einen Schutzabstand zu Fußgängerwegen und Parkplatzstreifen der Autos zu ermöglichen“, sagte Peter Bischoff (Foto) vom Planungsbüro SHP Ingenieure Mitte April auf einer Bürgerveranstaltung.
Die Route der Y-Trasse hat ihren Namen aufgrund ihrer Streckenform erhalten. Im Südosten Berlins startet die Route ab Adlershof zunächst parallel zur Autobahn BAB 113 und dem südlichen Teltowkanal. Am Britzer Hafen teilt sich die Route dann in zwei Streckenarme auf. Die westliche Abzweigung führt quer durch Neukölln entlang des Tempelhofer Feldes zum Zielpunkt Südstern in Kreuzberg. Die zweite Abzweig nutzt östlich davon entlang der Autobahn 100 den ehemaligen Mauerweg bis zum Görlitzer Park in Kreuzberg.
Detailfragen klären
Im Mittelpunkt der Diskussionen unter den rund 150 Teilnehmern des Bürgerdialogs standen die Varianten der konkreten Streckenführungen an den Hauptverkehrs- und Fahrradstraßen, an Kreuzungsbereichen und Engstellen sowie die Erreichbarkeit der Route von anderen Radwegen. Die Machbarkeitsuntersuchung für die Y-Trasse soll in all ihren Details im dritten Quartal 2019 abgeschlossen sein. Daran müssen sich dann weitere Planungsschritte sowie Beteiligungsmöglichkeiten für Interessierte anschließen. Für den weiteren Planungsprozess sind mindestens 30 Monate zu berücksichtigen, so dass frühestens ab 2022 gebaut werden kann. Mit bis zu 2.000 Radfahrern täglich rechnen dann die Planungsbüros auf dieser Trasse. „Mit einer so ausgebauten Strecke können wir beträchtliche Potenziale der Autofahrer für die Fahrradvariante gewinnen“, hofft Bischof, der betont, dass der Bau eines Radschnellweges nur den Bruchteil des Baus einer Schnellstraße kostet.
„Knackpunkt bei all unseren Planungen auf der Y-Route wird aber die noch zu bauende Brücke über den Britzer Verbindungskanal sein. „Das ist die größte Einzelinvestition des Projektes. Die Umsetzung dazu ist aber im Koalitionsvertrag festgelegt“, stellt Bischoff fest. Weitere Komplikationen im Planungsverlauf bis 2022 seien noch im Zuge der Verhandlungen mit diversen privaten Grundstückseigentümern, der BVG und den Wasserbetrieben zu erwarten. Wenn der Plan steht, könne das erste Fahrrad jedoch auf einer der Teilstrecken bereits 2023 rollen.
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Datum: 27. April 2019, Text und Bild: Stefan Bartylla