Marlene-Marathon und 20er-Jahre-Filme zum Geburtstag.

Das neue Jahr hält für Kino-Fans einige Höhepunkte bereit. So startet das Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, direkt im Januar mit einem großen Tusch in seinen 90.Geburtstag: Es schenkt sich das neu gegründete Babylon Orchester Berlin, das allein im Januar in der Geburtstagsauftakt-Reihe „Berlin Marlene, Marlene Berlin“ elf große Stummfilm-Liveaufführungen unter dem Dirigenten Marcelo Falcão darbieten wird:„Nosferatu“ (25. Januar 20 Uhr), „Berlin – Sinfonie der Großstadt“ (23. Januar, 20 Uhr, 27. Januar 19 Uhr) und – als besonderes Schmankerl – zum Lubitsch-Geburtstag am 29. Januar in Anwesenheit seiner Tochter Nicola Lubitsch den von der MoMA neurestaurierten, ersten Hollywood-Film des Regisseurs, „Rosita“ mit Mary Pickford. Die „Roaring Twenties“ leben so am originalen Standort Babylon wieder auf. Orchester-Gründungsmitglieder sind der Komponist Hans Brandner, der unter anderem die Arrangements für „Nosferatu“ und „Berlin – Sinfonie der Großstadt“ verantwortet, sowie der Dirigent Marcelo Falcão.

Film-Reihe

Als Dinosaurier in moderner Zeit, als Stummfilmkino mit Orchestergraben, öffnete das Babylon am 11. April 1929 erstmals seine Türen. In einer Zeit, in der die Tonfilm-Revolution bereits begonnen hat. Im selben Jahr, am 4. November, beginnen die Dreharbeiten zum ersten, deutschen Ton-Spielfilm „Der blaue Engel“ unter der Regie von Josef von Sternberg mit dem frisch gebackenen Oscar-Preisträger und aus Hollywood zurückgekehrten Emil Jannings und der bis dahin noch relativ unbekannten Marlene Dietrich in den Hauptrollen. Sternberg war sofort begeistert von der gebürtigen Berlinerin – er dreht mit Marlene insgesamt sieben Filme, die alle im Babylon zu sehen sind. „Der blaue Engel“, bis heute einer der weltweit bekanntesten deutschen Filme, und ihre ganz eigene Interpretation der Varieté-Sängerin Lola Lola sind das Entree für Hollywood, die Geburt des Stars und Mythos Marlene Dietrich. Insgesamt zeigt die Reihe „Berlin Marlene, Marlene Berlin“ 25 Filme der Dietrich von 1927 bis 1978 sowie zwei Dokumentarfilme „Marlene“ (1984) von Maximilian Schell und „Marlene Dietrich – Her Own Song“ (2002) des Enkels J. David Riva über ihr Engagement für die Truppenbetreuung der US-Army.

Goldenes Jahrzehnt

Umrahmt werden diese von weiteren Berlin-Filmen, die die 1920er-Jahre in ihrem Lebensstil und ihrer Widersprüchlichkeit widerspiegeln. „Mit dem Programm, das das Babylon im 90. Jahr präsentiert, stellen wir uns klar auf die Seite dessen, was das Babylon in Berlin bis 1933 ausmachte: Dietrich, Lubitsch, Wilder“, erklärt Babylon-Geschäftsführer Timothy Grossman. Was bei der „Geburt“ des Kinos wie ein Nachteil erschien, ist heute eine der zentralen Anziehungspunkte des Ortes: Das Kino mit der einzigen in Deutschland am originalen Standort erhaltenen Kinoorgel ist heute wohl Berlins bekanntestes Kino für Stummfilm. Die samstägliche Reihe „Stummfilm um Mitternacht – 0 Uhr – 0 Euro“ mit Kinoorganistin Anna Vavilkina geht 2019 ins fünfte Jahr und stellt im Januar die drei Marlene-Dietrich-Produktionen „Café Electric“, „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ und „Die Frau, nach der man sich sehnt“ vor. Mehr Infos zum Jubiläums-Programm und dem Kino Babylon gibt es online.

Datum: 21. Januar 2019, Text: Redaktion, Bild: Wikimedia Commons/me_maya