Bezirk plant großes Kulturhaus am Prerower Platz.

Rund sieben Jahre lang engagierte sich Stadtplaner Axel Papendieck für das Bauprojekt auf dem riesigen Platz zwischen Falkenberger Chaussee und dem Kino Cine Motion. Immer wieder gab es Bedenken des Bezirks zu den 48-Millionen-Euro-Plänen für die Fläche am Bahnhof Hohenschönhausen. Vorrangig die Etablierung zusätzlicher Einzelhandelsflächen, die geringe Zahl der Wohnungen und schließlich auch die Verzögerungen im Zeitplan waren Politikern und Statdplanern ein Dorn im Auge.

Papendieck hatte das Grundstück nie rechtswirksam erworben. Es gab einen Vertrag mit dem Land Berlin, in dem geregelt war, dass der Verkauf erst mit Erteilung einer Baugenehmigung innerhalb einer Frist rechtswirksam werde. Weil diese Bedingungen nun nicht erfüllt waren, widerrief das Land sein Einverständnis zum Vertrag – das Grundstück fiel in Landeseigentum zurück.

Jetzt will der Bezrik das Gelände selber nutzen

Jetzt will der Bezirk gegenüber dem Senat den Bedarf am Grundstück für eine eigene Nutzung anmelden. „Im Januar wird im Portfolio-Ausschuss des Abgeordnetenhauses das Thema besprochen“, sagt Lichtenbergs Stadträtin für Stadtentwicklung, Birgit Monteiro (SPD). Das Bezirksamt arbeite gerade an einem Grobkonzept für ein Kultur- und Kunsthaus mit Bibliothek, das in einem städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Entwicklung des Gebietes hier entstehen könnte.

Langfristig könne man sich hier neben einem Kulturhaus auch weitere Angebote für Senioren und Jugendliche, ein medizinisches Versorgungszentrum, Wohnen, Büro und Einzelhandel vorstellen, so die Stadträtin. Investitionsgrößen von zwanzig Millionen Euro stehen zur Diskussion. „Wir wollen das Projekt für die nächste Tranche der Sonderinvestitionen der wachsenden Stadt (SIWANA) beim Senat anmelden“, hatte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) unlängst mögliche Finanzierungen in Aussicht gestellt.

Das Großprojekt könnte langfristig gesehen trotz der hohen Investitionssumme Geld sparen. Die Anna-Seghers-Bibliothek könnte aus dem Linden-Center ebenso in das neue Haus ziehen, wie auch weitere kommunale Kultur- und Nachbarschaftseinrichtungen im Stadtteil, deren Räume angemietet sind. Allein die Jahresmiete für die Bibliothek beträgt derzeit 500.000 Euro.

Visionen und Möglichkeiten

„Wichtig ist, dass an dem bislang brach liegenden Platz die einmalige Gelegenheit für eine Aufwertung Hohenschönhausens jetzt genutzt wird“, sagt Monteiro, die sich auch für eine Institution mit überregionaler Ausstrahlung an diesem Ort ausspricht. „Das kann auch eine Kunsthalle sein“, sagt sie mit einem Wink in Richtung der umstrittenen Kunstprojekte in der Herzbergstraße. Schließlich könne man dann auch die Frage einer verbesserten ÖPNV-Anbindung insgesamt neu überlegen. „Wenn man nun tatsächlich die Großsiedlung für neue Gruppen attraktiv machen will, muss man auch über den Bau der im Flächennutzungsplan des Landes seit Jahrzehnten vorgesehenen U-Bahn nachdenken“, führt sie ihre Vision weiter.

Es gehe schließlich darum, eine kulturelle Mitte von Hohenschönhausen an einem Ort zu schaffen, wo die Leute gerne hingehen und verweilen. Angebote wie Bibliotheken, Kursangebote eines Familienzentrums oder eben auch einfach nur ein zentraler Stadtplatz und Treffpunkt mit Bänken und Grünanalgen sollten ebenso Teil eines solchen Projektes werden wie verbesserte Übergänge zu den Bahnsteigen des S- und Regional-Bahnhofes oder optimierte Übergänge zur östlichen Hälfte Hohenschönhausens.

Das Stadtentwicklungsamt stelle auch dazu gerade einen Rahmenplan auf. „Jetzt kommt es darauf an, den Wettlauf um die besten Ideen für die Mitte Hohenschönhausens mit Mut und Offenheit und Wertschätzung anzugehen…“, lautet Monteiros Aufforderung, zu den neuen Perspektiven für diesen Bezirksteil.

 

Datum: 29. November 2018, Text und Bild: Stefan Bartylla