Frühere Münzprägeanstalt soll zum Kulturort umgebaut werden.

Noch bis 2006 wurden in den Räumen der Alten Münze Euro-Stücke geprägt. Heute sind sie vor allem als Ausstellungs- und Kulturort bekannt. Geht es nach dem Berliner Senat und den Spreewerkstätten, soll das auch in Zukunft so bleiben. Festgelegt wurde das im Sommer auch durch einen Beschluss des Abgeordnetenhauses: In einem partizipativen Prozess soll die Alte Münze zum Kreativstandort ausgebaut werden.

Den Auftakt des Ganzen bildet eine Ausstellung mit dem Titel „Alte Münze – Neu geprägt“. Kurator der Ausstellung ist Eberhard Elfert, der in den letzten Monaten und Jahren die Geschichte des Prägewerks erforscht hat. Denn nicht nur Münzen wurden hier am Molkenmarkt geprägt. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Räume als Lagerort für Kunst, und in der DDR tauschten Menschen in finanzieller Not hier ihren wertvollen Familienschmuck gegen Zahngold.

Kulturelle Nutzung

Seit Jahren wird das Areal nun von den Spreewerkstätten genutzt, einer Gemeinschaft aus fast 50 Künstlern, die hier unter anderem eine Tanzschule, ein Café und regelmäßige Ausstellungen veranstalten – aktuell eine über die wilden 1990er-Jahre in Berlin. Platz für Künstler soll laut Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) weiterhin bestehen. Alle Menschen sollen sich auf dem Areal wohlfühlen. Er sieht hier vor allem einen „Schwerpunkt im Musikbereich“, aber auch andere Nutzungen sind denkbar.

Gegen eine vorschnelle Festlegung auf ein Konzept setzt sich auch Daniel Wesener (Grüne) ein: „Es sollte das Prinzip gelten: gleiche Rechte und Möglichkeiten für alle und ihre jeweiligen Vorstellungen – ob alt oder brandneu, von der Einzelidee, über das konkrete (Teil-) Nutzungskonzept bis zur ganz großen Vision.“ Rund 35 Millionen sichert das Land Berlin den Akteuren für die geplante Umgestaltung zu. Luxussanierungen soll es keine geben, genauso wenig wie eine rein kommerzielle Nutzung des Grundstücks. „Kulturelle Nutzungen, die auch finanzielle Erträge erbringen, sind jedoch nicht verboten“, bringt der SPD-Abgeordnete Frank Jahnke ein. Denkbar sei auch ein Modell, bei dem finanzstärkere Mieter mögliche Miet-Defizite von anderen Mietern ausgleichen.

Neue Pläne

Die „AG Alte Münze der Koalition Freie Szene“ will den gesamten Entscheidungsprozess weiterhin kritisch beobachten, begrüßt aber den Willen der Politik, hier Kultur zu fördern. „Wir freuen uns, dass explizit Kunst und Kultur als maßgebliche Nutzer gesetzt werden, vorrangig vor wirtschaftlichen Interessen. Und dass Politik und Verwaltung tatsächlich 35 Millionen investieren, um mit bezahlbaren Kunstnutzungsflächen eine offene Debatte im partizipativen Prozess zu ermöglichen.“ Bis zum Juni sollen Workshops von und mit der verantwortlichen Berliner Immobilienmanagement Gesellschaft (BIM) veranstaltet werden.

2020/2021 könnte laut Lederer der erste Spatenstich folgen. Die aktuelle Ausstellung zur Alten Münze ist noch bis zum 3. Dezember zu sehen und hat immer 14 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Kurator Eberhard Elfert bietet täglich um 15 Uhr Führungen über das Gelände an.

Datum: 29. Dezember 2018, Text und Bilder: Katja Reichgardt