Kleine und große Kultureinrichtungen Berlins haben jetzt eine „Erklärung der Vielen“ gegen einen Rechtsruck unterzeichnet.
Mehr als 140 Kulturinstitutionen der Hauptstadt haben ein Bündnis gegen Rechts gegründet. In einer „Erklärung der Vielen“ verpflichten sie sich zum Engagement gegen Nationalismus und Intoleranz sowie für die Freiheit der Kunst. Dieser Initiative angeschlossen haben sich die meisten großen Kulturinstitutionen wie die drei Opernhäuser, die großen Theater, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Berliner Festspiele. Auch zahlreiche kleinere Häuser von der Schaubude bis zum HAU sowie freie Initiativen sind vertreten.
Solidarisch zeigen
„Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteure dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber“, heißt es in der Erklärung. Die Unterzeichner wollten „kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda bieten“. Stattdessen würden sie sich solidarisch mit Menschen zeigen, „die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden“.
Die Kampagne will ein deutliches Signal gegen rechtspopulistische und völkisch-nationale Strömungen setzen. Die Aktiven aus dem Kunst – und Kultusbereich suchen gezielt den Dialog mit Künstlern, Mitarbeitern und dem Publikum über die gesellschaftspolitische Verantwortung der Kultur und setzen sich für eine offene, demokratische Fortentwicklung unserer Gesellschaft ein.
Eigenes Erleben
Berndt Schmidt, Intendant des Friedrichstadt-Palast, erklärte dazu, dass sein Haus die Erklärung der Vielen auch deshalb unterzeichnet habe, „weil wir aus eigenem Erleben wissen, was passieren kann, wenn man sich gegen Rechtsextremismus positioniert: Hassmails, Morddrohungen, kurzzeitige Evakuierung von 1.800 Gästen und 200 Mitarbeitern wegen Bombendrohung, Anträge der AfD, die Zuwendungsmittel zu kürzen.“ Alles Gründe, Teil einer starken Bewegung gegen Rechtsruck zu sein,
Der Anstoß zur Erklärung kam von dem 2017 gegründeten Verein „Die Vielen“. Ähnliche Bündnisse starteten am 9. November auch in Düsseldorf, Hamburg und Dresden. Den Veranstaltern zufolge haben sich bundesweit rund 300 Kulturinstitutionen angeschlossen. Gemeinsames Symbol ist eine gold-glitzernde Rettungsdecke, die von allen als Erkennungszeichen genutzt werden soll. Nach lokalen und selbstorganisierten Veranstaltungen in ganz Deutschland sind im Mai 2019 bundesweit sogenannte „Glänzende Demonstrationen“ geplant.
Besondere Verpflichtung
„Ich hoffe, wir werden den Rechten von heute an das Leben deutlich schwerer machen“, erklärte Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, der Dachorganisation von mehr als 250 Bundeskulturverbänden. Gerade in kleineren Orten sei der Druck von Rechts dramatisch gewachsen. Dietmar Schwarz, Intendant der Deutschen Oper, sagte die Unterstützung der gesamten deutschsprachigen Opernkonferenz zu. Kai Uwe Peter von der Stiftung Brandenburger Tor erinnerte an die besondere Verpflichtung der Deutschen, für Freiheit und Toleranz einzustehen: „Jeder von uns unterstützt mit der Kultur die Demokratie.“
Daniel Weser von den Bündnisgrünen bedankte sich bei den Kultureinrichtungen für diese Initiative: „Neben der Pressefreiheit ist es häufig die Freiheit der Kunst, die beim politischen Rechtsruck als erstes unter die Räder kommt. Die Vielen schärfen das Bewusstsein dafür, dass es unser aller Aufgabe ist, die demokratischen Grundwerte und Freiheiten zu verteidigen.
Datum: 15. November 2018 Text: Manfred Wolf Bild: www.facebook.com/die-vielen