Der Konzern steckt rund 600 Millionen in einen neuen Stadtteil.
Die Ankündigung des Siemens-Konzerns, rund 600 Millionen Euro in einen neuen Stadtteil in der Siemensstadt (siehe Foto) zu investieren, nährt Hoffnungen, den wirtschaftlichen Aufschwung in Spandau und ganz Berlin voranzutreiben. Gleichzeitig werden Stimmen laut, die vor einem Ausverkauf des Spandauer Ostens warnen.
Spandauer Zukunftsort
„Die Siemensstadt erlebt ihre Wiedergeburt“, sagt der Spandauer Bundestagsabgeordnete Kai Wegner (CDU). „Die Begriffe Zukunft und Innovation werden untrennbar mit dem Bezirk verbunden sein. Hier fing der Welterfolg der Firma Siemens an und hier wird nun mit dem deutschen Silicon Valley ein neues Konzernkapitel geschrieben werden.“ Von dieser Entscheidung werde nicht nur die Siemensstadt, sondern die ganze Hauptstadt profitieren. Spandaus Baustadtrat Frank Bewig (CDU), der an den Verhandlungen über die Rahmenbedingungen für die Groß-Investition beteiligt war, spricht von einem weiteren Schritt Spandaus hin zu einem „Zukunftsort für Wohnen und Arbeiten“.
„Besonderes Augenmerk gilt bei allem Optimismus den Mietern in der Siemensstadt sowie den Beschäftigten“, mahnt hingegen der Spandauer Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD): „Der neue zu schaffende Wohnungsbestand sollte überwiegend in die Hand der städtischen Wohnungsunternehmen kommen. Dies ist die beste Garantie gegen Mietenwucher und Verdrängung.“ Wie auch Wegner sieht Kleebank den Senat nun umso mehr in der Pflicht, auch diese Bezirksregion besser ans Nahverkehrsnetz anzuschließen.
Bessere Anbindung
Die Bundestagsabgeordnete Helin Evrim Sommer (Die Linke) fordert, der neue Stadtteil müsse sich in die gesamte Entwicklung des Bezirkes einpassen. Er werde in Konkurrenz zum Technologiepark Tegel stehen. Daher müsse ein durchdachtes Konzept erstellt werden, das Spandau durch die Schaffung neuer, gut bezahlter Arbeitsplätze sowie preisgünstiger Wohnungen wirklich voranbringt. „Ich fordere Siemens auf, die Menschen in Spandau bei allen Entscheidungsprozessen zum neuen Campus mitzunehmen“, erklärt Sommer.
Die Siemens AG plant auf dem historischen Siemens-Gelände die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte in Berlin. In den kommenden Jahren sollen bis zu 600 Millionen Euro in eine neue Arbeits- und Lebenswelt namens „Siemensstadt 2.0“ investiert werden. Das Projekt erstreckt sich über eine Fläche von 70 Hektar und hat zum Ziel, das Industrieareal in einen modernen und „von vielfältiger Nutzung geprägten urbanen Stadtteil der Zukunft“ zu wandeln. Ein weiteres Ziel ist, im Zusammenwirken von Wissenschaft und Wirtschaft ausgewählte Schlüsseltechnologien und Innovationsfelder zu stärken. Dafür sollen Forschungs-, Fach- und Gründungszentren, sowie außeruniversitäre und wissenschaftliche Einrichtungen und deren Partnerunternehmen angesiedelt werden.
Neue Jobs
In der „Siemensstadt 2.0“ werden viele neue Jobs entstehen. „Das ist auch mehr als notwendig, da Siemens für die nächsten Jahre den Abbau von 700 Stellen im Dynamowerk und dem Gasturbinenwerk angekündigt hat“, sagt der Spandauer Abgeordnete Daniel Buchholz (SPD). „Ich hoffe sehr, dass gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern ein Wechsel der Beschäftigten in die neuen Bereiche ermöglicht werden kann.“
Datum: 7. November 2018. Text: Nils Michaelis. Bild: imago/Jürgen Heinrich