Ergebnisse des Feinscreenings vorgestellt / Grüne wollen weitere Gebiete.
Rund um den Letteplatz soll Reinickendorfs erstes Milieuschutzgebiet entstehen. Dort gibt es aus Sicht des Bezirksamtes ein hohes Aufwertungspotenzial, insbesondere im Altbaubestand mit teils gravierenden Mängeln und vielen Wohnungen, die immer noch weder über Bad noch Zentralheizung verfügen. Zugleich sei die Quote an Eigentumswohnungen mit 29 Prozent überraschend hoch und das Gebiet verzeichne einen überdurchschnittlich hohen Bevölkerungszuwachs.
Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) erklärte: „Eine Milieuschutzverordnung kann sicher nicht alle sozialen Probleme lösen. Doch wir können den Kiez damit für Spekulanten weniger attraktiv machen. Das bedeutet aber nicht, dass wir Eigentümer – wie in anderen Bezirken geschehen – drangsalieren und nötige Modernisierungen behindern werden.“
Fehlentwicklungen vermeiden
Mit einer sozialen Erhaltungsverordnung, dem sogenannten Milieuschutz, kann die soziale Zusammensetzung der Wohnbevölkerung aus besonderen städtebaulichen Gründen geschützt werden. Ziel ist, städtebauliche Fehlentwicklungen zu vermeiden und die Bewohner vor Verdrängung zu schützen, etwa durch eine sogenannte Luxusmodernisierung, die Umnutzung, Zusammenlegung oder den Abriss von preiswertem Wohnraum oder auch die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Das Bezirksamt bereitet gegenwärtig eine Beschlussvorlage vor, die demnächst im Ausschuss für Stadtplanung, -entwicklung, Denkmalschutz, Umwelt und Natur vorgestellt wird. Die Erhaltungsverordnung, die bis zu 5.000 Haushalte betreffen würde, könnte binnen sechs Monaten erlassen werden, so Balzer.
Basierend auf dem im Jahr 2016 vorgelegten Grobscreening für möglichen Milieuschutz hatten zwei Berliner Planungsbüros im Auftrag des Bezirksamtes eine tiefergehende Untersuchung der Bereiche rund um den Hausotterplatz, den Schäfersee und den Letteplatz durchgeführt. Während am Schäfersee und am Hausotterplatz erst nach einer etwaigen Schließung des Airports Tegel ein besonderer Aufwertungsdruck erwartet wird, sehen die Fachleute diesen am Letteplatz schon heute, heißt es vom Bezirksamt.
Zeit drängt
Die Grünen sehen bereits jetzt großen Handlungsbedarf, auch in anderen, besonders den westlichen, Bezirksregionen gegen Verdrängung vorzugehen. „In der unmittelbaren Nachbarschaft des Flughafens Tegel, etwa am Kurt-Schumacher-Damm oder im Tegeler Süden, gehen die Immobilienspekukationen bereits los“, sagt Fraktionschef Klaus-Hinrich Hesterkamp. „Wir dürfen den Zeitpunkt für einen Milieuschutz nicht verpassen, ansonsten kippen diese Kieze.“
Text: Nils Michaelis, Bild: Quartiersmanagement Letteplatz