Tierschutz: Die wilden Nistplätze sollen verschwinden.
Der Bahnhof Südkreuz hat dem Taubendreck den Kampf angesagt. Dafür wird das Taubenhaus vom Potsdamer Platz an die General-Pape-Straße umgesiedelt. Der 100.000 Euro teure Verschlag wurde dort im Oktober für den Bau einer neuen Dachterrasse abgerissen. Wann die Tauben ihr neues Zuhause am Südkreuz beziehen, steht allerdings noch nicht fest. Der Bau muss erst noch genehmigt werden, die Deutsche Bahn einen passenden Platz am Bahnhof finden und die Kosten des Umzugs klären.
Das neue Taubendomizil ist übrigens nicht nur ein Akt purer Tierliebe. Damit will die Bahn vor allem endlich das Problem mit dem Vogelkot auf den Bahnsteigen am Südkreuz lösen.
Massenhaftes Sterben
Anders als Wildvögel brüten Tauben ganzjährig bis zu sieben Mal. „Auf der einen Seite hat man hier eine massenhafte Vermehrung, um sie dann auf der anderen Seite massenhaft sterben zu lassen“, sagt Tiermedizinerin Almut Malone. 90 Prozent der Küken und Jung-Tiere sterben demnach. Ohne dieses Massensterben würde die Population auf der anderen Seite regelrecht explodieren. Mit einem Taubenhaus und der damit verbundenen Populationskontrolle durch den Einsatz von Ei-Attrappen wird da der deutlich humanere Weg eingeschlagen. Natürlich müssten dann gleichzeitig die wilden Brutplätze effektiv dichtgemacht werden. Mit Spikes oder Spanndrähten allein ist es oft nicht getan. Malone: „Die Tauben biegen sich die zur Abwehr angebrachten Drähte und Spitzen einfach zurecht. Und so wird daraus eine von Menschen gemachte unfreiwillige Nisthilfe.“ Dazu könnten sich die Tauben auch noch an den messerscharfen Spitzen verletzen.
1,5 Tonnen Taubenkot
Annette Rost vom Berliner Tierschutzverein warnt jetzt schon vor den gravierenden Folgen durch den Verlust des Taubenhauses am Potsdamer Platz. In den vergangenen Jahren hat der Verein dort die Anlage betreut. „Pro Jahr haben wir 1.500 Kilogramm Taubenkot aus dem Verschlag entsorgt“, sagt Rost. Der wird dann jetzt wohl wieder direkt auf dem Potsdamer Platz landen. „Wir haben uns intensiv um einen alternativen Standort an diesem beliebten Touristenziel bemüht, leider ohne Erfolg“, sagt Rost. Um die Folgen durch den abrupten „Wohnungsverlust“ für die Tauben abzudämpfen, hat sich der Tierschutzverein noch bis März die Genehmigung für die Fütterung auf dem Dach eingeholt. Danach sind die Tauben wieder komplett unkontrolliert und auf sich alleine gestellt.
Daniel Seeger, Bild: Tierschutzverein Berlin