Asyl: Noch immer dienen 16 Berliner Turnhallen als Notunterkünfte für 1.400 Flüchtlinge.
Bis zum 31. Dezember sollte, laut Versprechen des Senats, kein Asylsuchender mehr in einer Berliner Turnhalle untergebracht sein. Ziel leider verfehlt: Noch immer leben 1.400 Flüchtlinge in 16 Turnhallen. Dabei hat der neue rot-rot-grüne Senat in kurzer Zeit deutlich mehr bewegt, als die alte Behörde, die mit fehlerhaften und angreifbaren Vergabeverfahren den Umzug in bereits fertige Tempohomes monatelang verschleppt hatte. Mit der Begründung „Gefahr in Verzug“ setzte sich Elke Breitenbach (Die Linke), Berlins neue Sozialsenatorin, über das reguläre und langwierige europaweite Ausschreibungsverfahren hinweg und sorgte noch vor Weihnachten für den schnellen Auszug einiger tausend Flüchtlinge aus den Turnhallen-Provisorien. „Gewalt, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Depressionen und Traumata – die Menschen gehen auf dem Zahnfleisch. Wir müssen dieses Elend beenden und handeln“, argumentiert sie.
Zielmarke März
Beschleunigte Verfahren, Interimsvergaben für temporäre Unterkünfte an führende Sozialverbände und Amtshilfe durch andere Bundesländer sollen nun den endgültigen Freizug der Hallen bis Ende März garantieren. „Wir sind optimistisch, dass dies gelingt und die fertigen Bauten zügig belegt werden“, sagt Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). Die Tempohomes in Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf sind bereits bezogen. Auch die Containerdörfer in Lichtenberg und Pankow sind fertig. Hinzu kommen Modularbauten in Marzahn und Reinickendorf, sowie eine weitere Unterkunft in der Charlottenburger Heerstraße. „Allein damit konnten 4.000 Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden“, sagt Langenbach. Doch mit dem Freizug der Turnhallen sind die Probleme nicht vom Tisch. Denn weitere 20.000 Menschen leben in Notunterkünften. Nach Steglitz mit fünf ist Reinickendorf mit noch vier belegten Turnhallen der Bezirk, in dem sich die Situation am wenigsten entspannt hat. „Derzeit leben in ihnen gut 370 geflüchtete und asylsuchende Menschen“, so Bezirksrat Uwe Brockhausen (SPD).
Jürgen Zweigert