Sanierung: Die strittige Rechtslage über die Besitzverhältnisse des Tunnels verzögert die Arbeiten.
Autofahrer und Anwohner sind vom Gleimtunnel genervt: Nach dem Jahrhundert-Regen im Juli ist die wichtige Verbindung zwischen Mitte und Pankow immer noch dicht. Damals stapelten sich hier die angeschwemmten Autos und blockierten den überfluteten Tunnel. Jens-Holger Kirchner (B‘90/Grüne), Staatssekretär im Verkehrssenat, gibt jetzt Entwarnung. Der 110-jährige, denkmalgeschützte Viadukt ist auch nach dem Wassereinbruch stabil.
Sicherheit geht vor
„Die alte Lady ist standfest und viel besser als ihr Ruf“, sagt Kirchner. Dies bestätigten die Gutachten der in der Nähe bauenden Groth Gruppe zur Verkehrssicherheit – allerdings nur für den westlichen Teil. Der östliche Teil – also die Pankower Seite – blieb viele Jahre ungeprüft. Kirchner: „Sicherheit geht vor. Wir mussten den Tunnel sperren, um trotz des Rechtsstreits die nötigen Gutachten zu erstellen.“ Dennoch dauert es noch, bis hier wieder Autos rollen. Eine Hauptursache für die Verzögerung ist die strittige Rechtslage. Während der westliche Teil im Besitz des österreichischen Immobilienunternehmens CA Immo ist und nach der Flächenübertragung voraussichtlich an das Land Berlin übergeht, sind die Besitzverhältnisse im Pankower Teil strittig zwischen dem Land Berlin und der Deutschen Bahn. Niemand wollte die Verantwortung übernehmen. Denn wer diese hat, muss auch die Kosten tragen. „Hier werden Ressourcen verschwendet, Menschen verärgert. Bezirke und Senat müssen einander mehr helfen“, sagt Kirchner.
Streit hält an
Zum 23. Dezember sollen Straßen und Radwege im Tunnel fertig asphaltiert sein, ebenso der kleine Kreisverkehr am westlichen Tunnelausgang mit der Auffahrt ins Wohngebiet. Da wird fleißig gewerkelt, um die fast vierwöchige Bauverzögerung aufzuholen und auch die Leitungsarbeiten termingerecht hinzubekommen. Möglicherweise gelingt das nicht bis Weihnachten, heißt es. Zudem: Vor Inbetriebnahme des Kreisverkehrs ist eine förmliche Anordnung der Straßenaufsichtsbehörde Mitte nötig. Doch diese lässt auf sich warten. Der Bezirk Mitte verweist auf den Senat und seine Verkehrslenkung, die für Hauptverkehrsstraßen zuständig ist. Sie streiten noch – und so wird der Tunnel wohl erst Anfang nächsten Jahres öffnen.
Jens-Holger Kirchner weiß, dass der Gleimtunnel ihn nicht loslassen wird. Denn in seiner neuen Funktion ist er auch für die Verkehrslenkung Berlin zuständig. „Wir haben ihn im Blick, er wird ständig überwacht“, sagt er. Sowieso seien mittelfristig umfangreiche Korrosionsschutzmaßnahmen und langfristig die Generalsanierung fällig.
Bild und Autor: Jürgen Zweigert