U8-Verlängerung: Pläne für bessere Anbindung des Märkischen Viertels beerdigt.

Zu schön, um wahr zu sein: Am „Märkischen Zentrum“ strömen die Menschen aus dem Untergrund – die U 8 hat sie bequem ins Märkische Viertel befördert. Tausende täglich. Auf dem Wilhelmsruher Damm geht es ruhiger zu, weniger Busse, weniger Autos. Doch aus der Traum, wohl auf lange Sicht: Rot-Rot-Grün hat die U 8-Verlängerung beerdigt. Trotz guter Voraussetzungen, denn die bereits vorhandenen 600 Meter Tunnelvortrieb hätten die Kosten überschaubar gehalten. Aber die künftige Koalition favorisiert den Ausbau des Tram-Netzes und von Radwegen. Auch andere U-Bahn-Projekte mussten dran glauben. So wird es auf Jahre wieder nichts mit der schnellen Anbindung der großen Wohnviertel am Rande der Stadt.

Reinickendorf ist empört

In seltener Einmütigkeit fordern SPD, CDU und FDP in einem gemeinsamen Antrag das Bezirksamt auf, gegenüber dem Senat auf dem Weiterbau der U 8 zu beharren. „Dahinter stehen wir aus voller Überzeugung, denn wir wollen ein besser angebundenes Märkisches Viertel“, sagt SPD-Fraktionschef Thorsten Koch. Eine Tram-Anbindung nach Pankow sei keine zufriedenstellende Alternative und löse die Mobilitätsprobleme nicht. CDU-Stadträtin Katrin Schultze-Berndt betont: „Wir halten an unserer Forderung einer U8-Verlängerung fest. Nun ist es am Regierenden Bürgermeister, seine vor der Wahl zugesagte Unterstützung dafür auch in der neuen Koalition durchzusetzen.“

Bewusst getäuscht?

Noch schärfer als die SPD kritisiert die Reinickendorfer CDU die U8-Absage des künftigen Senats. „Müller bricht sein Wahlversprechen“, kommentiert der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel empört. „Diesen Betrug am Wähler wird man im Märkischen Viertel nicht so schnell vergessen. Offensichtlich haben sie die Menschen vor der Wahl bewusst getäuscht.“ Und sein Parteikollege Michael Dietmann schiebt nach: „Noch im April zeigten sich Müller und sein Bausenator vom Nutzen der Strecke überzeugt. Wir fordern Verlässlichkeit ein.“ Mit ihrer Kehrtwende riskierten Müller und Geisel nicht nur das Aus für die längst überfällige Trassierung ins MV, sondern täuschten Bürger in ganz Berlin, die auf U-Bahnverlängerungen in Randbereiche gesetzt haben.

Unterstützung geopfert

Fairerweise muss man sagen – „versprochen“ war im April gar nichts. Müller und Geisel bekräftigten zwar, dass es gelte, nicht nur neu entstehende Gebiete, sondern auch bestehende Wohngebiete „verkehrlich besser anzubinden“. In diesem Zusammenhang bezeichneten sie die U8-Verlängerung als „gute Idee“, zumal ein 600 Meter langer Tunnel bereits da sei. Natürlich ließ sich daraus Senats-Unterstützung für das Projekt ableiten. Dass diese in den Koalitionsverhandlungen nun den Einwänden von „Links“ und „Grün“ geopfert wurde, ist – das zumindest – kurzsichtig.

Jürgen Zweigert, Bild: imago/PEMAX