Planer stellen Verkehrskonzept für Airport-Gelände vor.

Ungeachtet aller Flughafen-Diskussionen und der nicht enden wollenden BER-Satire drängt sich die Frage auf: Was geschieht mit TXL, wenn der Großflughafen dann doch irgendwann eröffnet werden sollte? Dazu legte die Tegel Projekt GmbH jüngst ein Verkehrskonzept für das 485 Hektar große Gelände vor. Denn für Geschäftsführer Philipp Bouteiller ist klar: „In naher Zukunft ist es soweit, und wir können die Pläne verwirklichen.“

Urbanes Leben

cr_lvs_titel_42_reBekanntlich soll hier bis 2040 ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien entstehen: Berlin TXL – The Urban Tech Republic. In rund 1.000 großen und kleineren Unternehmen werden dann etwa 18.000 Beschäftigte forschen, entwickeln, experimentieren, produzieren. In das ehemalige Terminalgebäude sollen dann mehr als 2.500 Studierende der renommierten Beuth Hochschule einziehen. Geballte Wissenschaft, die erkunden soll, was die Metropolen des 21. Jahrhunderts am Leben erhält. In unmittelbarer Nachbarschaft entsteht das Kurt-Schumacher-Quartier mit etwa 5.000 Wohnungen. Ein einzigartiges Vorhaben, das alle Facetten urbanen Lebens, von der Energieversorgung bis zur Mobilität erforscht und erprobt.

Autos tabu

Arbeiten und Wohnen in dieser Dichte und mit diesem Anspruch braucht funktionierende Verkehrswege, schnelle Verbindungen auf dem großen Areal selbst und in die Stadt hinein. Der Plan: TXL soll elektrisch in die Zukunft. Nur leise surrende, fahrerlose Elektrobusse rollen über die Straßen, E-Bikes und Mietautos stehen bereit, großzügige Fahrradtrassen führen über das Gelände. Kern des Verkehrsnetzes ist eine breite Trasse ausschließlich für den öffentlichen Nahverkehr. Für Autos ist sie tabu. Sie verbindet den Bahnhof Jungfernheide mit dem Terminal und den U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz. Dabei zieht Verkehrsplaner Nicolas Novotny E-Busse der Tram vor. „Unsere Pläne sind elektrisch und langfristig autonom. Nicht von heute auf morgen, doch bis Mitte der 20er-Jahre werden wir auch in TXL fahrerlose Verkehrssysteme haben“, sagt er. Es laufen bereits Gespräche mit Anbietern autonomer Systeme.

Mehr Trams

Doch ob nun Elektrobusse oder Trams hier unterwegs sein werden, muss letztendlich die Politik entscheiden. Auf jeden Fall kollidiert das Verkehrskonzept ohne Straßenbahn mit dem Mobilitäts-Ausschuss der Berliner SPD. Dieser will ein wachsendes Straßenbahnnetz in Berlin und das TXL-Areal nicht ausschließen. Überstürzen muss der neue Senat aber nichts. Denn zunächst muss eineindeutig geklärt sein: Was geschieht mit dem Airport TXL?

Jürgen Zweigert, Bilder: imago/Jürgen Ritter; Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten Berlin GmbH