Polizei ehrt zwei Schüler für couragiertes Eintreten.
Felix Hoffmann und Johannes Koch haben gezeigt, wie man einer Gewalteskalation couragiert begegnet. Die Schüler des Schadow-Gymnasiums wurden dafür jetzt von der Polizei für den mutigen und zugleich überlegten Einsatz geehrt. Der Fall liegt inzwischen einige Monate zurück.
Das ist passiert
Im April kommt es in der Buslinie 115 zum Streit zwischen vier Jugendlichen und einem 15-Jährigen und dessen Freund. Kurz vor der Zehlendorfer Haltestelle Machnower Straße/ Berlepschstraße bricht ein 14-Jähriger aus der Gruppe dem bedrängten Jugendlichen die Nase und flüchtet an der Haltestelle zunächst unerkannt aus dem Bus. Von den zahlreichen Fahrgästen ist im Bus bis dahin niemand eingeschritten. Christian Zorn, Leiter des Anti-Gewalt-Projekts der Polizei Berlin, ist dieses Verhalten bei Gewalt inmitten einer großen Öffentlichkeit bekannt. „Wir sprechen in diesem Fall von pluralistischer Ignoranz: es hilft keiner, also kann es auch nicht so schlimm sein“, sagt Zorn. Die Folge: Je mehr Unbeteiligte eine Gewaltsituation beobachten, desto unwahrscheinlicher ist es, dass einer eingreift. „Deshalb ist es wichtig, dass der Einzelne initiativ wird“, sagt Zorn. Nach dem ersten Schock zeigten Felix und Johannes genau diese Initiative. An der nächsten Haltestelle stiegen die beiden aus und liefen zurück. „Dass er am helllichten Tag jemanden ins Gesicht schlägt, kann er auch nur machen, weil er weiß, dass die Leute normalerweise wegschauen“, sagt Johannes später gegenüber dem RBB. Sie finden den Täter am S-Bahnhof Zehlendorf prahlend im Kreise seiner Kumpels und stellen ihn zur Rede. Als dieser sich uneinsichtig zeigt, schießt Felix ein Bild vom Täter – was die Polizeiermittlungen später innerhalb von 24 Stunden zum Erfolg führt.
Vorsicht geboten
Täter zu stellen und sogar zu fotografieren, davon rät Zorn normalerweise ab, „es sei denn, die beiden Schüler konnten in diesem Fall aus einem großen Überlegenheitsgefühl heraus handeln“, sagt der Gewaltexperte. Auch wenn die Täter jünger sind, dürfen solche Situationen nicht unterschätzt werden.“ Um die Gefahr für sich selbst möglichst klein zu halten, rät Zorn eher dazu, unauffällig die Polizei zu informieren und sich die Täter und ihr Äußeres zu merken.
Daniel Seeger, Bilder: Imago/Thomas Bergmann; Polizei Berlin