Religion: Das Thailändische Kulturzentrum baut in Heinersdorf an Berlins jüngstem Tempel.
Buddhisten haben in Deutschland einen guten Ruf. Selbst wer sich nie ernsthaft mit dieser fernöstlichen Religion beschäftigt hat, kennt zumindest den Dalai Lama. Dessen gütiges Gesicht, sein freundliches Wesen und den zuweilen verschmitzt wirkenden Blick. Wenn es ihn als Sympathieträger nicht schon gäbe, die Werbung müsste ihn glatt erfinden.
Keine Probleme
Wie ihr geistiges Oberhaupt präsentieren sich auch die Buddhisten in Berlin: Wohltuend friedlich. Immerhin rund 15.000 leben hier und unterhalten diverse Tempel in der deutschen Hauptstadt. Der jüngste entsteht in Pankow-Heinersdorf: Auf einem früheren Industriegelände an der Malchower Straße hat der Verein Thailändischer Buddhisten vor fünf Jahren ein etwa 22.000 Quadratmeter großes Grundstück erworben, um dort ein Kulturzentrum und einen Tempel zu bauen. Nachbarn kamen anfangs neugierig vorbei, um zu schauen, was sich da tut. Probleme gab es nie. Inzwischen wohnen drei Mönche und vier Nonnen dort, meditieren und arbeiten.
Es sind vor allem Frauen, die den Verein unterstützen. Die Mönche leben zum allergrößten Teil von Spenden thailändischer Frauen, die in Berlin leben. Einige haben sich den Mönchen angeschlossen und führen ihnen den Haushalt. Statt orangefarbener Roben wie die ordinierten Männer tragen sie weiße Kleider. Andere, die wie Janchai Becker „nach Berlin heirateten“, helfen so oft sie können. Wohl auch, um sich der fernen Heimat ein Stück näher zu fühlen. Ihr Ehemann Klaus arbeitet im Verein mit und kümmert sich um dessen Öffentlichkeitsarbeit, um die Vermittlung der Kultur, Sprache und Schrift Thailands – und um den Fortgang der Bauarbeiten. Denn bisher besteht ihr Kloster „Wat Buddhavihara“ nur aus Baracken. Das soll sich ändern. Abseits der geistigem Erbauung plagen die Mönche allerdings sehr weltliche Probleme. Denn die begonnene Sanierung des Haupthauses zieht sich in die Länge. Wegen lästiger Auflagen und weil nur dann gebaut wird, wenn wieder Geld da ist. Manche Spende kam schon als handwerkliche Eigenleistung daher. Doch es gibt eben auch Spezialarbeiten, die nur Fachleute ausführen dürfen. Und die kosten.
Gäste willkommen
Das thailändische Kulturzentrum ist ein gastfreundliches Haus. Besucher werden sofort zum Essen an die dank vieler Spenden reich gedeckte Mittagstafel gebeten. Nicht nur zum Jahreswechsel, wenn die Buddhisten das Wasserfest feiern, kommen oft hunderte Besucher. Übers gesamte Jahr ist das Kulturzentrum ein Ort unterschiedlichster Feiern – ob in großem oder eher familiärem Rahmen. Selbst eine christliche Weihnacht fand hier schon statt.
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
Tel.: (030) 416 98 44
Text+Bild: Michael Hielscher