Die City West bleibt ein gefährliches Pflaster. In Mitte, vor allem am Alexanderplatz, in Moabit Ost und im Regierungsviertel, ist die Wahrscheinlichkeit zwar am größten, Opfer einer Straftat zu werden. Doch der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf folgt in diesem Ranking hinter Friedrichshain-Kreuzberg auf Rang drei. Das bestätigt der neue Kriminalitätsatlas, den die Polizei alle zwei Jahre herausgibt, um Trends in einzelnen Kiezen darzustellen und situationsbedingt Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Brennpunkt Kudamm
Kriminalitätsschwerpunkte in Charlottenburg-Wilmersdorf sind der Kurfürstendamm, vor allem an der Gedächtniskirche und dem Breitscheidplatz mit 10.174 Straftaten sowie die Kantstraße (5.625 Delikte). Diese Gegend zieht durch zahlreiche Restaurants und Nachtlokale auch viele Touristen an. „Wo viel Licht ist, ist eben auch Schatten“, sagt Europa-Center-Chef Uwe Timm, zugleich Vorstand der AG City. Anwohner und Geschäftsleute nehmen solche Fakten ernst. Die City West ist beim Shopping der höchstfrequentierte Teil der Stadt. „Das weckt natürlich Begehrlichkeiten und zieht auch Kriminelle an“, sagt Timm. Erst vor kurzem veranstaltete die AG City deshalb in Kooperation mit der Polizei eine Tagung zur „Sicherheit in der City West“. Rund 100 Gäste folgten der Einladung und erhielten Antworten auf ihre Fragen zu Taschendiebstahl, Spendensammelbetrug, Hütchenspiel und falschen Polizeibeamten. Die Chefs der hier ansässigen Polizeiabschnitte 24 und 25 sowie Kollegen des Landeskriminalamtes gaben Einblicke in ihre Arbeit und zu aktuellen sicherheitsrelevanten Themen.
Enger Dialog
AG City und Polizei beschlossen, den Dialog auszubauen. „Enge Zusammenarbeit beginnt beim gegenseitigen Kennenlernen“, ist Timm überzeugt. So habe er neue Erkenntnisse mitgenommen, wie Prävention wirken kann. Etwa durch direkte, warnende Ansprache der Passanten, Infostände auf der Straße und die Vorführung von Lehrfilmen. Zugleich verweist Timm auf bereits existierende Vorkehrungen wie private Sicherheitsdienste, Türsteher oder die Mobile Polizeiwache auf dem Breitscheidplatz. „Bei den registrierten Straftaten geht es vor allem um materielle Dinge, wie Diebstahl oder Betrug, selten um Gewaltdelikte. Im normalen Leben haben wir hier keine bedrohliche Situation“, sagt der Centermanager. Ein Detail beunruhigt dennoch: Der Kiez ist auch bei Einbrechern sehr beliebt. So wurde im Vorjahr allein im Grunewald in 185 Wohnungen eingebrochen, im Westend in 141. Ruhiger lebt es sich am Mierendorffplatz mit 42 Einbrüchen.
Michael Hielscher, Bilder: Europa-Center/Die Brandenburgs, imago/Olaf Wagner