Pankower Schulen haben einen Sanierungsstau von 427 Millionen Euro.
Der Ruf des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums Pankow ist hervorragend. Jahr für Jahr rennen Eltern dem Team um Schulleiter Ralf Treptow – bildlich gesprochen – die Tür ein, um ihre Kinder auf diese Schule zu bringen. Die Bildungsstätte gilt als elitär – eben erst bestätigt durch den berlinweit besten Notendurchschnitt beim Abitur. Das Gebäude aus dem Jahr 1907 ist altehrwürdig. Doch eben mehr alt als würdig. Treptow schätzt den Sanierungbedarf auf rund zehn Millionen Euro. An der Fassade sei noch nie richtig etwas gemacht worden, mutmaßt der Schulleiter. In diesen Tagen aber wird das Gerüst aufgebaut, um mit der Modernisierung zu beginnen. Weil auch Holzfenster ausgetauscht oder aufgearbeitet werden müssen, sei eine Sanierung „in einem Ritt“ unmöglich. Dies sei nur abschnittsweise zu bewältigen – bautechnisch und vom Schulablauf her. Denn die jetzt beginnenden Ferien reichen bei weitem nicht aus. Schüler und Lehrer werden bis weit ins nächste Jahr mit Lärm- und Staubbelästigungen leben müssen. Und es gibt noch genug zu tun. Treptow zählt nur drei Prioritäten auf: Der Schulhof rund um den Modularen Ergänzungsbau, die fehlende neue Sporthalle und der Einbau von Fachunterrichtsräumen.
Teure Außenflächen
Der Sanierungsbedarf für alle 70 Schulstandorte in Pankow wurde vom Bezirk mit 427 Millionen Euro ermittelt. Allein Außenflächen schlagen mit rund 100 Millionen Euro zu Buche. Da auch Maßnahmen erfasst wurden, die bereits finanziert sind, sowie Privatschulen, Jugendkunstschulen und nicht-schulische Projekte, könnten die Kosten um etwa ein Viertel sinken, hofft Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD). Oliver Görs, stellvertretender Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Pankow, aber rechnet mit den Verantwortlichen im Bezirk und Senat ab. „Die enormen Summen zeigen das Ausmaß der Versäumnisse der vergangenen Jahre.“
„Alles im Fluss!“
Er nennt das Beispiel der Elisabeth-Christinen-Grundschule in Niederschönhausen. Der Plattenbau aus den 1970er Jahren befindet sich seit mehr als zehn Jahren im Sanierungsstau. 2014 bestand sogar Gefahr, dass Fenster oder Fassadenteile herabstürzen und Schüler verletzen. Seitdem wurde nur das Nötigste unternommen, um die Bausubstanz zu erhalten. Immer hieß es, bald werde in zwei seit 2009 leer stehende Schulgebäude an der Buchholzstraße umgezogen. Doch die dort nötigen Sanierungsarbeiten wurden immer wieder verschoben. Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD): „Es war schlicht kein Geld da.“ Jetzt aber soll das eine Haus aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA) saniert werden, das zweite Haus aus dem Schulsanierungsprogramm, in dem für 2016 knapp eine Million Euro bereit stehen. Termine vermeidet die Stadträtin, denn sie weiß: „Wie immer in unserem Wachstumsbezirk ist alles im Fluss!“
Michael Hielscher, Bilder: Holger Ziegler/Görs