Biennale: Junge Künstler erobern das alte Berlin.
Bis 18. September bespielt die Berlin Biennale wieder die deutsche Hauptstadt mit internationalen Positionen zeitgenössischer Kunst. Kuratiert vom New Yorker Künstlerkollektiv DIS widmet sich das künstlerische Programm der Darstellung von Paradoxien, welche die Welt im Jahr 2016 zunehmend prägen: so etwa das Virtuelle als das Wirkliche, Nationen als Marken, Menschen als Daten oder Kultur als Kapital, Wellness als Politik etc. An diesem Diskurs werden sich in den kommenden Monaten über 150 internationale Künstler sowie Akteure anderer Disziplinen in den unterschiedlichen Formaten der 9. Berlin Biennale beteiligen. Neben dem Stammhaus KW Institute for Contemporary Art werden die Arbeiten in der Akademie der Künste, der ESMT European School of Management and Technology im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR, der neueröffneten Feuerle Collection sowie auf dem Fahrgastschiff Blue Star der Reederei Riedel zu sehen sein.
Nachhaltige Vernetzung
Zusammen mit der Allianz Kulturstiftung und dem ifa – Institut für Auslandsbeziehungen ermöglicht BMW im Rahmen der Berlin Biennale bereits zum sechsten Mal den Young Curators Workshop. In diesem Jahr von dem Philosophen Armen Avanessian konzipiert und dem Thema und den Herausforderungen der „Post-contemporary Art“ gewidmet, dient der 10-tägige Workshop vom 8. bis 17. September dem Ideenaustausch, der Erörterung kuratorischer Inhalte und Praktiken sowie der nachhaltigen Vernetzung der internationalen Nachwuchskuratoren. Seit der ersten Ausgabe 1998 hat sich die Berlin Biennale zu einer der bedeutendsten Veranstaltungen für zeitgenössische Kunst entwickelt. Die Ausstellung ist geprägt von den verschiedenen Konzepten der ernannten Kuratoren, die aufgefordert sind, in einen Dialog mit der Stadt Berlin, ihrer Öffentlichkeit, den Kunstinteressierten sowie auch mit den Künstlern zu treten.
Kreative Praktiken
Das die Berlin Biennale kuratierende New Yorker Kollektiv DIS wurde 2010 von Lauren Boyle, Solomon Chase, Marco Roso und David Toro gegründet. Die kulturellen Interventionen von DIS bespielen eine große Spannbreite unterschiedlicher Medien und Plattformen, von ortsspezifischen Museums- und Galerieausstellungen bis hin zu fortlaufenden Onlineprojekten. Unter diesen ist besonders das DIS Magazine hervorzuheben, eine virtuelle Plattform, die sich mit Kunst, Mode, Musik und Kultur beschäftigt sowie neue kreative Praktiken gestaltet und unterstützt. Jüngste Projekte beinhalten DISimages (2013 initiiert), eine professionell arbeitende Bildagentur, die Künstler anwirbt, Bilder für private und kommerzielle Nutzung zu produzieren, sowie DISown (2014 initiiert), ein Einzelhandelsunternehmen mit dem Ziel, kreative Wirtschaftsbereiche zu erweitern. Zur Biennale sagen sie: „Die 9. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst zeigt die Paradoxien, die die Welt 2016 ausmachen: Virtuelles als Reales, Nationen als Marken, Menschen als Daten, Kultur als Kapital, Wellness als Politik, Glück als BIP und so weiter. Unser Vorschlag ist einfach: Statt Vorträge über Ängste abzuhalten, lasst uns die Leute erschrecken. Statt Symposien über die Privatsphäre zu veranstalten, lasst sie uns aufs Spiel setzen. Lasst uns die Probleme der Gegenwart dort materialisieren, wo sie geschehen, und sie zu einer Sache des Handelns – nicht des Zuschauens – machen.“
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[acc_item title=”Kunstwerke”]
Die kalifornischen Modemacher 69 produzierten für die Biennale ultrabequeme Sessel – wie überhaupt man sich überall in der Ausstellung perfekt hinfläzen kann. Sitzsäcke, Liege-Landschaften, Himmelbetten: Hier ist Videokunst so bequem wie Fernsehen im Bett.
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[acc_item title=”European School”]
Was macht die Frau im Rollstuhl an der Fassade des alten Staatsratsgebäudes der DDR, in dem heute die European School of Management and Technology residiert? Eine bessere Werbekampagne als die, die verschiedene Künstler für die BB9 fotografiert haben, hat noch nie eine Biennale gehabt.
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[acc_item title=”MS Blue Star”]
Korakrit Arunanondchai und Alex Gvojic gestalteten gemeinsam die Blue Star, ein Fahrgastschiff der Reederei Riedel, zu einer Gothic-Höhle um. Unter Deck schaut man einen Film, in dem die Menschheit ausgelöscht wird, oben fläzt man sich auf Kunstrasen.
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Weitere Informationen finden Sie unter:
www.berlinbiennale.de
mw, Bilder: Berlin Biennale