
Berlin (dpa/bb) – So viele Borreliose-Fälle wie in diesem Jahr gab es in Berlin seit Beginn der Labormeldepflicht im Jahr 2013 noch nie. Bis zum 17. Dezember wurden 1.406 Fälle gemeldet. «Das ist ein Rekord», sagt Epidemiologin Julia Bitzegeio vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Auch bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) habe es dieses Jahr so viele Fälle wie noch nie gegeben. 9 Fälle wurden dieses Jahr an das Lageso übermittelt. Zwischen 2020 und 2024 lag der Mittelwert bei 3.
Bei der Borreliose seien es in den vergangenen Jahren normalerweise rund 700 bis 800 Fälle pro Jahr gewesen, so die Biologin. «In 2023 hatten wir zum ersten Mal über 1.000 Fälle.» Die Krankheit sei kein spezielles Berliner Problem, sondern komme überall in Deutschland vor, sagt Bitzegeio. Es sei möglich, dass sich die Betroffenen außerhalb Berlins infiziert hätten.
Feuchter Sommer ist gut für Zecken
Wie erklärt sie sich den starken Anstieg? Wahrscheinlich habe es dieses Jahr durch gute Wetterbedingungen mehr Zecken gegeben habe als sonst, sagt Bitzegeio. Der Sommer war sehr feucht, das mögen die Tiere, wie die Expertin erklärt. Zudem seien die Winter durch den Klimawandel milder, auch das sei ein Vorteil für Zecken. Trockene Sommer hingegen sind ihren Angaben nach schlecht für die Zecken-Population.
Wie genau der Klimawandel sich auf Zecken auswirke, wisse man aber noch nicht, sagt Bitzegeio. Zudem sei die Verbreitung der Borreliose sehr komplex und hänge von vielen Faktoren ab.
Übertragung von Mensch zu Mensch nicht möglich
Die Borreliose wird hauptsächlich durch Zecken auf den Menschen übertragen. In Deutschland ist nicht jede Zecke mit Borrelien befallen. «Nur 20 Prozent der Tierchen können eine Borreliose übertragen», wie der Präsident der Deutschen Hirnstiftung, Frank Erbguth, einmal sagte. Vor allem in den Sommermonaten Juni, Juli und August gibt es vermehrt Fälle. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Zecken sind bevorzugt im Wald, an Waldrändern, auf Grasstreifen an Waldwegen und in buschigem Gelände, aber auch regelmäßig in Gärten, Parks und auf Wiesen zu finden. Um sich zu schützen, sollte man beim Waldspaziergang möglichst lange Klamotten tragen und Zeckenspray benutzen, empfiehlt Bitzegeio. Danach sollte man den Körper nach Zecken absuchen. Wer ein Tier findet, sollte es so schnell wie möglich entfernen.
