Auch eine Bach-Gesamtausgabe ist nun Teil der Brandenburgica.
Auch eine Bach-Gesamtausgabe ist nun Teil der Brandenburgica. Foto: Jens Kalaene/dpa

Potsdam (dpa/bb) – Am späten Abend des 14. April 1945 hat Potsdam eines der schlimmsten Martyrien der Stadtgeschichte erlebt. Fast 1.600 Menschen kamen nach Angaben der Landeshauptstadt kurz vor Ende des Krieges in der Nacht ums Leben, als die britische Royal Air Force große Teile der Innenstadt durch einen Luftangriff zerstörte. Das Erinnern dauert bis heute an und die Nacht wurde auch musikalisch verarbeitet – mit einem Requiem von Björn O. Wiede.

Die Noten, Materialien und Regieanweisungen des Potsdam Requiems wurden nun dem Land übergeben und wandern in die Brandenburgica – die größte geschichtliche Sammlung Brandenburgs. Das Requiem vereint Texte aus dem Neuen und Alten Testament, Zeitzeugenberichte sowie Zitate aus Kompositionen von Mozart und Bach, die mit Potsdam verbunden sind. 


Bach war zwei Tage zu Besuch in Potsdam

Doch was hatte der berühmte Komponist Johann Sebastian Bach mit Potsdam zu tun? 1741 besuchte Bach seinen Sohn Carl Philipp Emanuel, der lange Zeit am preußischen Hof tätig war, wie Wiede berichtete. In diesen zwei Tagen habe er auch eine Begegnung mit Friedrich dem Großen gehabt. Beide musizierten zusammen. «Friedrich gab ihm ein Thema und daraus hat dann Bach das Werk „Musikalisches Opfer“ gemacht, was weltberühmt geworden ist», erzählte Wiede. Damit habe er Potsdam als «Bach-Stadt etabliert».

«Das Potsdam Requiem ist ein abendfüllendes Oratorium in Erinnerung an die Zerstörung der Stadt 1945 und im Gedenken an den Tod in unserem Leben. Es soll ansprechen, erinnern und ermutigen», sagte Wiede, der als Kirchenmusikdirektor des Evangelischen Kirchenkreises Potsdam und Nikolaikantor arbeitet. «Mir ging es darum, zwei Seiten zu verbinden: Der Tod, der vor uns steht oder hinter uns liegt, ist Anlass zur Trauer und auch immer wieder Anstoß zum wachen, dankbaren Tun in der Welt.»

Schüle: Raum der Erinnerung aus Noten und Text

Wiede verknüpfe moderne Töne und Klänge mit Elementen wie dem Verlesen der Namen der beim Angriff getöteten Menschen, sagte Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in Potsdam. So entstehe aus Noten und Text ein Raum der Erinnerung. «Möge das Potsdam Requiem noch oft seinen Weg in die Kirchen und Konzertsäle – und Ohren der Menschen finden!»

Neben dem Requiem ziehen 42 Bände der ersten Bach-Ausgabe (1851-1899) aus den Beständen der Nikolaikirchengemeinde in die Brandenburgica-Sammlung.