
Berlin (dpa) – In einem offenen Brief haben die Fanszenen der Fußball-Clubs Hertha BSC und Union Berlin gemeinsam an Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) appelliert, ihre Interessen auf der bevorstehenden Innenministerkonferenz nachdrücklich zu vertreten. «Es kann nicht im Sinne des Berliner Senats sein, wenn die großen Fußballvereine der Stadt wegen unverhältnismäßiger Maßnahmen massiv an Strahlkraft einbüßen», hieß es in dem Schreiben der Stadtrivalen, das der dpa vorliegt. Die Fans fürchten einen Rückgang der Zuschauerzahlen, sollten schärfere Maßnahmen eingeführt werden.
Kritik: «Profifußball als Testfeld»
Bei der Herbsttagung der IMK in Bremen wird nächste Woche über das Thema Stadionsicherheit diskutiert. Im Gespräch sind unter anderem personalisierte Tickets bei Fußballspielen und eine Verschärfung der Stadionverbotsrichtlinien. Die organisierten Fans in Deutschland wehren sich dagegen. Zuletzt hatte es etwa eine große Demonstration in Leipzig gegeben, ein bundesweiter, zwölfminütiger stiller Protest in den Stadien folgte. Auch viele Clubs und der DFB äußerten Verständnis für die Anliegen der Fans.
«Es scheint, als solle der Profifußball als Testfeld für neue Überwachungsmaßnahmen herhalten», kritisierten die Berliner Fanszenen. Forderungen nach personalisierten Tickets, Gesichtsscannern an den Stadiontoren, einer zentralen Kommission als Aufsichtsorgan sowie Stadionverboten schon bei einem eingeleiteten Ermittlungsverfahren seien nicht hinnehmbar.
Spranger plädiert für ausgewogene Maßnahmen
Spranger erklärte in einer Reaktion, dass Fußball ein Motor des Zusammenhalts sei. «Den weltweit Milliarden Fußballfans, die diese Leidenschaft leben, steht lediglich ein quantitativ vernachlässigbarer Bruchteil von Gewaltsuchenden gegenüber. Letztere jedoch schaffen durch ihr Handeln ein Zerrbild der Sportart und ihrer Fanszene», sagte die SPD-Politikerin der dpa. Dies müsse bei der Planung berücksichtigt werden.
Spranger plädiert für ausgewogene Maßnahmen. «Wir müssen einerseits Sicherheit und Ordnung gewährleisten und andererseits Teilhabe und eine lebendige, selbstbestimmte Fankultur ermöglichen.»
