
Berlin (dpa/bb) – Viele Menschen sind dem Eindruck der Berliner Hausärztin Sandra Blumenthal zufolge schlecht über die neue E-Patientenakte (ePA) informiert. Häufig wüssten Patientinnen und Patienten noch nicht mal, dass sie eine hätten, sagt Blumenthal, die Co-Vorsitzende des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg ist. «Ich gucke hier sehr oft in ratlose Gesichter.» In ihrer Praxis in Wilmersdorf liege die Zahl der Patienten mit eigenem Zugang zur Akte im unteren zweistelligen Bereich, schätzt sie.
Seit 15. Januar bekommen schrittweise alle Kassenpatienten in Deutschland eine ePA – außer, man lehnt es explizit ab. Seit dem 1. Oktober sind Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, die ePA zu nutzen und neue Diagnosen und Befunde in der E-Akte abzulegen. Alte Befunde würden nicht automatisch in die ePA übertragen, erklärt die Hausärztin. Die Akte müsse aktiv befüllt werden, bei alten Befunden passiere das nur nach Bedarf.
Füllen der ePA bedeutet mehr Arbeit für die Praxen
Für Patientinnen und Patienten ändert sich beim Arztbesuch erstmal nichts. In der Arztpraxis oder im Krankenhaus erteilen sie beim Einstecken der Versichertenkarte am Anmeldetresen ein Zugriffsrecht standardmäßig für 90 Tage. Patienten können sich in ihre ePA einloggen, müssen es aber nicht. Nur wenn man es tut, kann man aber online festlegen, welche Ärzte welche Daten sehen können und was nicht.
Das Füllen der ePA sei eine Mehrbelastung für die Praxen, sie sehe aber den Mehrwert, sagt Blumenthal. Mit der neuen Technik könne sie zum Beispiel die Facharztbefunde ihrer Patienten einsehen. Das sei ein Pluspunkt. An der ein oder anderen Stelle hake die Technik aber noch.
In den Kliniken geht es langsamer voran
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin nutzt die überwiegende Mehrheit der Praxen in Berlin die ePA aktiv. Nur etwa 5 Prozent sind laut einer Sprecherin noch nicht so weit, arbeiten aber an einer vollständigen Umsetzung.
In den Krankenhäusern dauert es wohl noch länger. Einer Umfrage des Deutschen Krankenhaus Instituts (DKI) zufolge erwartet knapp die Hälfte der Kliniken eine krankenhausweite ePA-Nutzung noch 2025. Diese Zahl ließen sich auch auf die Berliner Krankenhäuser übertragen, teilte eine Sprecherin der Berliner Krankenhausgesellschaft mit. Die technische Inbetriebnahme sei sehr arbeitsintensiv.
