
Berlin (dpa/bb) – Knapp drei Wochen nach der Räumung eines teils besetzten Wohnhauses in Berlin-Mitte gibt es dort weiterhin Polizeieinsätze. Am Donnerstagnachmittag durchsuchten Beamte das Gebäude, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage sagte. Hintergrund war demnach, dass Unbekannte dort unberechtigt Strom abgezwackt haben sollen.
In dem Gebäude wurde vor wenigen Tagen die Heizung abgestellt, zudem wurde die Versorgung mit Wasser und Energie unterbrochen. Das Haus war am 20. Oktober geräumt worden. Rund 130 Polizistinnen und Polizisten leisteten Amtshilfe und unterstützten den Gerichtsvollzieher bei der Vollstreckung der Räumung. Dabei wurden 14 Beamte laut Polizei verletzt, als sie mit Pyrotechnik und Reizgas angegriffen wurden.
Seitdem gab es mehrfach Polizeieinsätze. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz der Polizei ermittelt unter anderem wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung.
Langer Streit um Gebäude
Der Streit um den weitgehend leerstehenden Wohnblock schwelt seit mehreren Jahren. Das Bezirksamt Mitte hatte in diesem Jahr eine Abrissgenehmigung erteilt. Im Gegenzug verpflichtete sich die Eigentümerfirma nach Angaben des Bezirks, Ersatzwohnungen zu schaffen mit einem Mietpreis, der von einem durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmerhaushalt finanziert werden könne.
Laut Initiative «Leerstand Hab-ich-saath» lebten in den lange leerstehenden Wohnungen Menschen, die vorher obdachlos gewesen sind. Ihre Angst sei groß, nach bald vier Jahren im neuen Zuhause nun wieder obdachlos zu werden.