
Berlin (dpa/bb) – Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Deutschland fordert Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey weniger Bürokratie und mehr Willkommenskultur. Ein großes Problem sei die Visa-Erteilung, sagte die SPD-Politikerin nach einer Indien-Reise. Mit einer Wirtschaftsdelegation war Giffey vergangene Woche im südindischen Bengaluru und der Hauptstadt Delhi.
In fast jedem Gespräch hätten indische Partner von monatelangem Warten auf ein Visum in den deutschen Konsulaten berichtet oder davon, immer wieder ein neues Visum beantragen zu müssen – etwa, um an einer Messe teilzunehmen.
Giffey will schnellere Visa für Fachkräfte
«Das Gleiche gilt für die Fachkräfte, die wir aus Indien nach Deutschland holen wollen», sagte Giffey. «Wir machen uns unglaubwürdig und verspielen Vertrauen, wenn wir sie einerseits mit viel Aufwand umwerben und sie dann andererseits beim Visum vor den Kopf stoßen.» Hier wünsche sie sich vom Auswärtigen Amt ein Umsteuern, damit die Prozesse schneller laufen.
Von jungen Inderinnen und Indern habe sie mehrfach die Frage gehört: «Sind wir in Deutschland willkommen?» Es gebe eine große Sorge vor dem Rechtsruck in Deutschland. «Die Ressentiments und Angriffe der AfD gegen Migranten werden im Ausland genau registriert, und das ist für unser Land und den Wirtschaftsstandort Deutschland verheerend», sagte Giffey.
Fachkräftemangel droht sich zu verschärfen
Für Berlin spreche die Prognose der Industrie- und Handelskammer eine klare Sprache: «Der Bedarf an Fachkräften liegt heute schon bei 90.000 und wird in den 2030er Jahren auf rund 400.000 ansteigen», so die Wirtschaftssenatorin. «Ohne Fachkräfte aus dem Ausland werden wir diese Riesenlücke nicht schließen können.»
«In Indien werden viel mehr Menschen ausgebildet, als der heimische Arbeitsmarkt beschäftigen kann», sagte Giffey. Sie schauten sich aber genau an, wo in der Welt sie studieren, arbeiten oder selbst Unternehmen gründen könnten. «Wir müssen deutlich machen: Ja, ihr seid in Berlin willkommen!»
Diese Botschaft zu vermitteln, werde auch eine Aufgabe für das neue Auslandsbüro sein, das Berlin 2026 in Bengaluru eröffnen will. Die südindische Stadt gilt als das indische Silicon Valley.