Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU)
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) Foto: Jens Kalaene/dpa

Berlin (dpa/bb) – Vor dem Hintergrund der Diskussion um Mobbing gegen einen schwulen Lehrer an einer Berliner Grundschule hat Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) Konsequenzen an der Schule in Aussicht gestellt. «Zunächst muss mit dem bestehenden Kollegium dringend besprochen werden, ob in den bestehenden Konstellationen weiter zusammengearbeitet werden kann», sagte die Politikerin bei der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses im Abgeordnetenhaus. 

«Ich sage ganz klar, nach Einschätzung der Verwaltung ist das schwierig und sollte möglichst auch nicht der Fall sein.» Günther-Wünsch erläuterte nicht, was das konkret bedeute. Parallel müsse die Schulleitung neu besetzt werden. «Sie alle wissen, dass die momentane Schulleiterin die Schule verlassen wird», sagte die Senatorin. 

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Sie habe sich in einem Auswahlverfahren «regelhaft» auf eine andere Schulleitungsstelle beworben. «Deswegen wird nach einer geeigneten Schulleitung gesucht und mit dieser muss dringend besprochen werden, ob und welche externen Projektpartner zur Unterstützung auch im kommenden Schuljahr herangezogen werden können.» 

Anti-Mobbingbeauftragte bietet Schulungen an 

Geplant seien außerdem Schulungen unter anderem durch die Anti-Mobbingbeauftragte und die Anti-Diskriminierungsbeauftragte sowie eine Auffrischung des schulischen Kinderschutzkonzeptes. 

An den Berliner Schulen insgesamt solle die Fortbildung zur Sensibilisierung in den Bereichen Anti-Mobbing und Anti-Diskriminierung verstetigt werden. Das Ziel sei, die bisherigen Angebote zum kommenden Schuljahr allesamt aufrechtzuerhalten und bestenfalls noch zu erweitern. 

An der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit ist der Pädagoge Oziel Inácio-Stech beschäftigt, der nach eigenen Angaben wegen seines Schwulseins monatelang von Schülerinnen und Schülern gemobbt, beschimpft und beleidigt wurde. Er beklagt obendrein Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin sowie mangelnde Unterstützung durch Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung. Inácio-Stech ist seit mehreren Monaten krankgeschrieben.

Günther-Wünsch weist auf «komplexen Sachverhalt» hin

Auf die Frage des queerpolitischen Sprechers der Linke-Fraktion, Klaus Lederer, ob sie ernsthaft bestreite, dass an der Schule eine Person schwulenfeindlich gemobbt und zum Täter gemacht worden sei, antwortete die Senatorin so: «Wenn ich sage, es ist ein komplexer Sachverhalt, negiere ich gar nichts und selbstverständlich stelle ich nicht in Abrede, dass es Vorwürfe der homophoben Diskriminierung gibt.» 

Günther-Wünsch betonte, das sei aber nicht der einzige Sachverhalt, der in diesem Fall eine Rolle spiele, es gebe noch weitere. «Ich habe es gerade noch mal versucht zu umreißen, als ich sagte, die Kinderschutzthematik spielt eine Rolle, gegenseitige Mobbingvorwürfe spielen eine Rolle.» 

Lederer fragte die Senatorin auch nach Fehlern in ihrem Handeln. Die CDU-Politikerin sagte, sie habe bereits eingeräumt, dass es sehr wohl Schwachstellen im Beschwerdemanagement gebe. «Und ich glaube, dass wir da auch verantwortungsvoll handeln. Wir haben immer gesagt, dass wir für den Austausch, für die Debatte zur Verfügung stehen», so Günther-Wünsch. 

«Ich habe immer gesagt, dass ich Re und Antwort stehe, aber dass mein oberstes Ziel ist, maximale Transparenz herzustellen und dafür auch eine saubere Aktenlage zu schaffen.» Die Bildungsverwaltung hatte einer Reihe von Abgeordneten am Montag Einblick in die Akten zu dem Vorgang gewährt.