Das Goodyear-Reifenwerk im Kreis Oder-Spree soll 2027 schließen. Der Bürgermeister der Stadt Fürstenwalde hat Pläne. (Archivbild)
Das Goodyear-Reifenwerk im Kreis Oder-Spree soll 2027 schließen. Der Bürgermeister der Stadt Fürstenwalde hat Pläne. (Archivbild) Foto: Soeren Stache/dpa

Fürstenwalde (dpa/bb) – Wegen der bevorstehenden Schließung der Goodyear-Reifenproduktion in Fürstenwalde dringt der Bürgermeister der Stadt auf eine rasche Klärung, wie das Industriegelände 2027 genutzt werden soll. Rathauschef Matthias Rudolph forderte das Unternehmen auf, das Areal der Stadt zu überlassen. «Ich erwarte von Goodyear, dass sie dieses Gelände der Stadt für einen symbolischen Euro übereignen als Wiedergutmachung», sagte der Bürgermeister (Bündnis Fürstenwalder Zukunft) der Deutschen Presse-Agentur. «Es muss schnell zu einer Nachnutzung kommen.» Er erwarte rasche Gespräche des Unternehmens mit der Stadt. 

Unternehmen: Wollen mit Stadt zusammenarbeiten 

Goodyear teilte auf Anfrage der dpa mit: «Die Optionen für das Werk in Fürstenwalde werden zu einem späteren Zeitpunkt besprochen.» Das Unternehmen sei entschlossen, bei diesem Prozess mit der Stadt zusammenzuarbeiten. «Unser derzeitiger Schwerpunkt ist die Projektumsetzung sowie Erfüllung der Bedingungen, die wir mit unseren Sozialpartnern vereinbart und unterzeichnet haben.»

In Fürstenwalde soll die Reifenproduktion bis Ende 2027 eingestellt werden. Ab 2025 sollen schrittweise 750 Stellen wegfallen. Auch andere Reifenwerke in Deutschland stehen vor dem Aus. Die Branche sieht sich durch Importe aus Asien unter großem Druck.

Sozialplan mit guten Abfindungen vereinbart

Beschäftigte und die Gewerkschaft IG BCE protestierten mehrfach vor dem Goodyear-Werksgelände im Oder-Spree-Kreis. Sie forderten den Erhalt der Arbeitsplätze und den Verkauf an einen Investor. Nun ist ein Sozialplan vereinbart worden, der aus Sicht der Gewerkschaft gute Abfindungen vorsieht. 

Gewerkschaft hat keine Anzeichen für Rettung des Reifenwerks

Die Hoffnung auf einen Erhalt des traditionsreichen Reifenstandorts in der Stadt Fürstenwalde mit etwa 34.000 Einwohnern ist damit geschwunden. Der Bezirksleiter der Gewerkschaft IG BCE, Rolf Erler, sagte der dpa, ein gut ausgestatteter Sozialplan bleibe nur die zweitbeste Lösung. Besser wäre es gewesen, den Produktionsstandort fortzuführen. «Dafür gibt es bislang keine Anzeichen.» 

Auch die Landesregierung setzte sich für den Erhalt des Reifenwerks ein. Sie werde für die Industriearbeitsplätze kämpfen, hatte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) den Goodyear-Beschäftigten im vergangenen November versichert. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) schaltete sich in Gespräche ein. 

Bürgermeister will mehr Klarheit bis Ende des Jahres

Der Fürstenwalder Bürgermeister sagte, seine größte Befürchtung sei, dass Goodyear nach der Schließung des Werks das Grundstück vergammeln lasse. Eine Blockade des Industriestandorts Fürstenwalde werde er nicht zu dulden. «Hier kann sofort ein Industrieunternehmen die Nachfolge antreten», sagte Rudolph, der für BVB/Freie Wähler in den Landtag einziehen will. Er kandidiert bei der Landtagswahl in Brandenburg am 22. September.

An die Adresse der Goodyear-Verantwortlichen sagte er: «Ich erwarte, dass sie endlich mit uns in Kontakt treten, um darüber zu sprechen, wie eine Vermarktung und die Weiternutzung aussehen kann.» Bis Ende des Jahres solle klar sein, wie es weitergehe. Die Stadt werde beim Preis für das Grundstück aber nicht über mehrere Millionen Euro reden. «Das kann über eine symbolische Preisfindung nicht hinausgehen», so Rudolph und verwies auf die Unterstützung der Stadt für Goodyear. «Wir haben sie unterstützt, wo immer es ging.» 

Ganz wird Goodyear wohl nicht von dem Standort verschwinden. Denn statt Reifen sollen in Fürstenwalde auch nach 2027 noch Gummimischungen für andere Goodyear-Werke in Europa produziert werden. «Der Gummigeruch der Reifenproduktion gehört zu Fürstenwalde», meinte Bürgermeister Rudolph.