Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) sieht weiteren Bedarf an Schutzplätzen für gewaltbetroffene Frauen. (Archivbild)
Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) sieht weiteren Bedarf an Schutzplätzen für gewaltbetroffene Frauen. (Archivbild) Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin (dpa/bb) – In Berlin gibt es nach Einschätzung der Sozialverwaltung weiterhin nicht genügend Schutzplätze für von Gewalt betroffene Frauen. Die Kapazitäten seien zwar in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut worden. Das Angebot reiche aber nicht aus, teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Gleichstellung auf dpa-Anfrage mit. Trotz der aktuellen Diskussion um Einsparungen im Landeshaushalt hieß es von der Sozialverwaltung deshalb: «Wir halten an der Planung eines neunten Frauenhauses fest.» 

Damit sollen weitere 30 Schutzplätze entstehen. Angaben zum Eröffnungstermin und zu den erwarteten Kosten machte die Sozialverwaltung nicht. «Wir setzen derzeit das Sanierungsvorhaben um.» Zuletzt war eine Größenordnung von sieben Millionen Euro im Gespräch. Umbau und Sanierung eines Berliner Gebäudes für das im vergangenen Herbst eröffnete achte Frauenhaus mit 40 Plätzen kosteten 4,7 Millionen Euro, davon kamen 2,3 Millionen aus dem Bundesförderprogramm «Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen».

Nach Angaben der Verwaltung von Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hat sich die Zahl der Schutzplätze für akut von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder seit Anfang 2020 von 301 auf 521 Plätze erhöht. Darunter sind 462 Plätze in Frauenhäusern. Zusätzlich bieten die Berliner Clearingstelle 15 und die Frauen-Schutzwohnungen 44 entsprechende Schutzplätze an. 

Häusliche Gewalt nimmt zu 

Weitere rund 170 Schutzplätze stehen in sogenannten Zufluchtswohnungen zur Verfügung sowie rund 160 in sogenannten Zweite-Stufe-Wohnungen, in denen Frauen unterkommen können, wenn sie das Frauenhaus wieder verlassen haben. 

Die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt in Deutschland nimmt nach den Daten des Bundeskriminalamts seit Jahren zu. So wurden 2022 mehr als 240.000 Opfer registriert, 8,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Acht von zehn Betroffenen sind weiblich. 

Abgeordnete von CDU und SPD sehen Handlungsbedarf

Die frauenpolitischen Sprecherinnen der beiden Regierungsparteien schätzten die Situation ähnlich wie die Sozialverwaltung ein. «Berlin hat schon viel getan für den Schutz von Frauen und Kindern und kann sich hier im Bundesvergleich durchaus sehen lassen», sagte Aldona Niemczyk von der CDU-Fraktion in einer gemeinsamen Mitteilung. «Das bedeutet nicht, dass wir uns jetzt zurücklehnen können. Im Gegenteil: Wir müssen uns weiter dafür einsetzen und Angebote weiterentwickeln.»

Mirjam Golm von der SPD wies darauf hin, dass Berlin über etwa 2,20 Schutzplätze pro 10.000 Einwohner verfüge – und damit im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 0,82 Plätzen gut dastehe. Allerdings sei die Verweildauer in den Berliner Frauenhäusern höher als nötig. «Frauen und ihre Kinder finden schwer eine neue, sichere Wohnung, weshalb sie länger in den Frauenhäusern bleiben müssen», kritisierte die Abgeordnete.