René Wilke, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder), macht seiner Ex-Partei Die Linke schwere Vorwürfe. (Archiv)
René Wilke, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder), macht seiner Ex-Partei Die Linke schwere Vorwürfe. (Archiv) Foto: Patrick Pleul/dpa

Frankfurt (Oder) (dpa/bb) – Der jüngst aus der Partei Die Linke ausgetretene Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), René Wilke, begründet seinen Schritt vor allem mit der Einstellung der Partei zum Ukraine-Krieg. «Eine kritische Haltung zu Russland oder Putin, ohne mindestens schiefe Blicke zu ernten, ist schwierig. Es sei denn, man verdammt die USA und die Nato zum Ausgleich besonders stark», sagte Wilke dem «Tagesspiegel». «In der Linken gibt es noch immer einen naiven Pazifismus: Wer für Waffenlieferungen ist, will den Krieg. Und nur diejenigen, die gegen Waffenlieferungen sind, sind die Friedensverteidiger. Das ist mir zu einfach.»

Wirft Partei «Schlagseite» vor

Auch in anderen Bereichen attestierte er der Partei eine «Schlagseite»: So gälten unter Linken alle Sozialleistungsempfänger als bedürftig und schuldlos an ihrer Situation, sagte Wilke. Geflüchtete würden quasi nur als Menschen wahrgenommen, die aus größter Not kämen – und wenn etwas bei der Integration schieflaufe, dann liege das aus Sicht seiner ehemaligen Partei an der Mehrheitsgesellschaft, die sie nicht gut aufgenommen habe. Die Differenzen mit der Bundespartei seien immer größer geworden. «Bei der Europawahl hatte ich sogar überlegt, eine andere Partei zu wählen, weil die Schnittmenge woanders größer war», sagte Wilke.

Dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wolle er nicht beitreten, bekräftigte Wilke gegenüber der Zeitung. Zwar teile er deren Ansichten etwa in der Wirtschafts-, Migrations- oder Sozialpolitik, nicht jedoch beim Ukraine-Krieg. Besonders störe ihn aber das Auftreten Wagenknechts. «Es ist für mich schwer zu ertragen, wie sie anderen politischen Akteuren den guten Willen abspricht und sie abwertet, sich lustig macht über Äußeres, Gewicht oder fehlende Bildungsabschlüsse. Die Art, wie sie über die „dümmste Regierung aller Zeiten“ spricht − das empfinde ich als nicht anständig.»