Berlin (dpa/bb) – Bei allen politischen Differenzen haben Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg Clara Herrmann (Grüne) auch Gemeinsamkeiten. Beim Besuch des Senats in der Mittelpunktbibliothek am Kottbusser Tor zeigten beide Ehrgeiz beim Videospiel-Klassiker Mario Kart. Erst schien Herrmann den CDU-Politiker klar abzuhängen, am Ende aber lag Wegner dann doch vorn.
Beim anschließenden Gespräch mit fünf Grundschülern, die in der Bibliothek regelmäßig zur Hausaufgabenhilfe kommen, fragten beide Politiker direkt nebeneinander stehend die Kinder nach ihren Erfahrungen mit der Hausaufgabenhilfe. Ein Kind fragte schließlich zurück: «Seid ihr ein Paar?». Wegner musste lachen: «Keine Gerüchte!», forderte er.
Senat ist auf Tour durch Friedrichshain-Kreuzberg
Wegner war am Dienstag mit etlichen Senatsmitgliedern zu einer Tour durch Friedrichshain-Kreuzberg unterwegs. Darunter war auch Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU). Es war das erste Mal, dass beide öffentlich bei einem Senatstermin zu sehen waren, seit sie ihre Beziehung bekannt gemacht haben.
Wegner und Günther-Wünsch hatten Anfang Januar über ihren Anwalt mitteilen lassen, sie hätten sich im Herbst 2023 entschieden, eine Beziehung einzugehen. Vor diesem Hintergrund gelten im Berliner Senat neue Regeln zur Vermeidung von Interessenkonflikten. Danach hat Wegner seine Rolle als Vermittler bei Streitfällen zwischen den Fachverwaltungen des Senats abgegeben, wenn die Bildungsverwaltung beteiligt sein sollte.
Bibliotheksleiterin Ranija Hemieda betonte die Bedeutung der Einrichtung für die nähere Umgebung des Kottbusser Tors, die als Kriminalitätshotspot gilt. Die Bibliothek sei nicht nur ein Ort des Lesens und des Lernens, sagte Hemieda. Es gehe zum Beispiel auch darum, digitale Teilhabe zu ermöglichen, Leseförderung anzubieten, ein umfangreiches Programm für Kinder und Familien – und auch die Gaming Zone, in der Wegner und Herrmann sich bei Mario Kart auf die digitale Rennstrecke begeben haben.
Herrmann fordert stabile Bezirksfinanzen
Noch vor der Tour durch den Bezirk hatten sich Senatsmitglieder und Bezirksvertreter im Rathaus Friedrichshain-Kreuzberg ausgetauscht. Herrmann sagte, die Bezirke seien das Fundament des demokratischen Zusammenhalts. Die Bezirke seien es, die für die Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger zuständig seien – von den Bibliotheken bis zu sauberen Parks. Dafür seien stabile Bezirksfinanzen notwendig. Herrmann forderte außerdem gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. «Egal ob Senat oder Bezirk.»
Wegner sagte nach dem Gespräch, es gebe natürlich unterschiedliche Auffassungen. Es sei aber eine sehr gute Sitzung gewesen. «Wir streiten uns nicht öffentlich. Alle haben unverletzt den Saal verlassen.» Einig sei man sich zum Beispiel bei der Bedeutung der Verkehrssicherheit im Bezirk und in Berlin.
Er wisse, dass die Bezirke natürlich Personalprobleme hätten. «Wir werden uns das genau anschauen.» Friedrichshain-Kreuzberg sei ein Bezirk mit großen Chancen, aber auch mit Herausforderungen. «Die müssen wir zusammen angehen.» Noch im ersten Halbjahr sei außerdem eine weitere Runde mit allen Bezirksbürgermeistern geplant. Dabei soll es vor allem um eines der größten gemeinsamen Themen gehen: die Verwaltungsreform.