Demonstranten nehmen am bundesweiten «Protesttag» der Apothekenbranche teil.
Demonstranten nehmen am bundesweiten «Protesttag» der Apothekenbranche teil. Foto: Annette Riedl/dpa

Berlin/ Potsdam (dpa/bb) – Zahlreiche Apotheken in Berlin und Brandenburg sind am Mittwoch wegen eines bundesweiten Protesttages geschlossen gewesen. In der Hauptstadt bleibe die «überwiegende Mehrheit» der Apotheken zu, sagte der Sprecher des Berliner Apotheker-Vereins, Stefan Schmidt. Auch in Brandenburg sei die Beteiligung sehr hoch, sagte der Geschäftsführer des Apothekerverbands Brandenburg, Thomas Baumgart, der Deutschen Presse-Agentur: «Außerhalb des Notdienstes sind sicherlich über 90 Prozent der Apotheken in Brandeburg heute geschlossen.» Zum Protesttag aufgerufen hatte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Die Versorgung mit Arzneimitteln soll über Notdienstapotheken gesichert werden. Deren Standorte kann man etwa im Internet finden oder sich telefonisch ansagen lassen kann.

In zahlreichen Städten in Deutschland fanden am Mittwoch Kundgebungen statt. In Berlin demonstrierten nach Schätzungen von Schmidt und Baumgart mehrere Tausend Apothekerinnen und Apotheker. Die Demonstration war gegen Mittag am Potsdamer Platz gestartet. Gegen 14 Uhr traf der Demonstrationszug zur Abschlusskundgebung am Invalidenpark ein. Schmidt beschrieb die Stimmung als «ausgesprochen fröhlich und kämpferisch». «Es ist ein voller Erfolg.»

Viele der Demonstranten trugen weiße Kittel und machten mit Trillerpfeifen auf sich aufmerksam. Mit Schildern mit Aufschriften wie «Ohne Apotheken vor Ort ist alles doof» oder «Wir hängen uns rein. Die Regierung lässt und hängen» verliehen sie ihrem Unmut Ausdruck.

Die Apothekerverbände verlangen, eine seit zehn Jahren nicht erhöhte fixe Pauschale von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Medikament für Beratung auf zwölf Euro anzuheben. Sie müsse dann auch regelmäßig an die Kostenentwicklung angepasst werden. Kommen solle zudem eine zusätzliche Pauschale für jede Apotheke, um das Versorgungsangebot in der Fläche als solches abzusichern. Für den Extra-Aufwand bei nicht lieferbaren Medikamenten solle es für jeden Austausch 21 Euro als Zuschlag geben.

«Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert», teilte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Brandenburg, Olaf Behrendt, vorab mit. Lieferengpässe, Personalnot, ausufernde Bürokratie und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung hätten 2022 zum größten Apothekensterben in Deutschland seit Bestehen der Bundesrepublik geführt. Trotz steigender Kosten und der Inflationsentwicklung hätten die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten.

Nach Angaben von Schmidt vom Berliner Apotheker-Verein hatten viele Apotheker ihre Kunden vorab darüber informiert, dass ihr Geschäft am Mittwoch geschlossen bleibe. «Die Kollegen haben viel Zuspruch aus den Reihen der Patienten und Kunden erhalten», sagte der Apotheker.