Die von der Heinz-Sielmann-Stiftung eingerichtete „Naturlandschaft“ Döberitzer Heide ist nicht nur von Spandau oder Potsdam aus ein lohnendes Ausflugsziel. Doch warum sieht man hier immer wieder abgesägte Bäume?
Früher wurde hier Krieg geübt, heute ist der ehemalige Truppenübungsplatz Döberitz ein herrlich friedlicher Ort. Zumindest der rund 3600 Hektar große Teil davon, den die Heinz-Sielmann-Stiftung seit 2004 als „Naturlandschaft“ pflegt und verwaltet. Auch durch die frühere Nutzung sind hier viele verschiedene Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstanden: Heide und Moore, Trockenrasen und Feuchtwiesen, Dünen und Mischwälder. Es ist eine wilde, natürlich wirkende Landschaft, die nichts mit einem Park zu tun hat. Die Sielmann-Stiftung hat sie in eine Wildnis-Kernzone und eine Naturerlebnis-Ringzone eingeteilt. Durch Letztere führen Wander- und Reitwege.
Anfahrt zur Döberitzer Heide
Es gibt über zehn offizielle Zugänge zur Döberitzer Heide und somit auch jede Menge möglicher Anfahrtswege. Die Bahnhöfe Dallgow-Döberitz, Elstal und Priort liegen nur wenige hundert Meter bis einen Kilometer von der Heide entfernt. Die östlichen und südlichen Eingänge sind mit Bussen und machbaren Fußmärschen zu erreichen, etwa mit Hilfe der Linie 638, die Spandau mit dem Norden Potsdams verbindet. Auch mit dem Auto ist die Anfahrt kein Problem: Nördlich der Döberitzer Heide verläuft die B5, östlich und südlich die B2, im Westen die A10 (Berliner Ring). Von diesen Hauptverkehrsstraßen ist der weitere Weg zu möglichen Parkplätzen und Ausgangspunkten kurz. Mit dem Fahrrad hat man ebenfalls genügend Möglichkeiten, zur Heide zu gelangen.
Was es zu sehen gibt
Insgesamt gibt es 55 Kilometer Wanderwege durch die Döberitzer Heide. Teilstücke davon sind sandig und daher fürs Radfahren nicht optimal geeignet. Doch wer die nötige Kraft aufbringt, eventuell unterstützt durch einen Elektroantrieb, kann die Heide durchaus auch aus dem Sattel erkunden. Der offizielle Rundweg ist knapp 24 Kilometer lang, eignet sich also für eine Tageswanderung.
Am schönsten ist die Döberitzer Heide, wenn die Laubbäume bereits grün sind, doch auch zu Ostern entfaltet sie schon ihren wilden Reiz. In der teils flachen, teils hügeligen Landschaft stößt man immer wieder auf Reste aus der Vergangenheit als Truppenübungsplatz, etwa Steinplatten und Metallstreben von ehemaligen Unterständen. Diese und andere abseits der Wanderwege liegenden Relikte sollte man tunlichst in Ruhe lassen – es können noch Gefahren von ihnen ausgehen. Deshalb und aus Gründen des Naturschutzes sollen die offiziellen Wege auch nicht verlassen werden.
Wir machen uns an diesem Wochenende vom zu Potsdam gehörenden Fahrland über die Speckdammbrücke auf in die Heide. Vom Eingang aus dauert es eine halbe Stunde bis zum heutigen Ziel, dem Aussichtsturm Finkenberg. Die Landschaft wechselt zwischen offenen Trockenwiesen und bewaldeten Stücken. Was auffällt, sind viele Baumstümpfe, aufgeschichtete Stämme und Äste. Offensichtlich sind hier zahlreiche Bäume gefällt und geschnitten worden.
Die Heinz-Sielmann-Stiftung erklärt auf Anfrage, dass es sich dabei um routinemäßige Landschaftspflege und nicht um die Beseitigung von geschädigten Bäumen handele. Die Stiftung will verhindern, dass Gebiete zuwachsen, die nicht für Waldflächen vorgesehen sind, sondern als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die Sonne und Wärme brauchen. Durch Sturm oder Trockenheit geschädigte Bäume, die umknicken, werden in der Regel dem natürlichen Gang der Dinge überlassen, sofern sie keine Gefahr für Wanderer darstellen.
Auf einem Hügel namens Finkenberg steht der 15 Meter hohe Aussichtsturm, der Ausblicke über die gesamte Döberitzer Heide und darüber hinaus gestattet. Ist es windig wie an unserem Besuchstag, kann der Turm gefühlt leicht schwanken. Dafür erkennt man im Osten sogar mit bloßem Auge tatsächlich den Berliner Fernsehturm und im Nordosten das deutlich nähere Kraftwerk Reuter in Spandau. Und natürlich kann man von hier oben die Größe der Döberitzer Heide besser einschätzen und es wird einem noch bewusster, welcher Schatz sie für die hier heimischen Tiere und Pflanzen sein muss.
Auf dem Rückweg haben wir Glück und bekommen einige der Bewohner der Wildnis-Kernzone zu sehen, die durch Zäune vor unbefugtem Betreten geschützt ist. Fünf Przewalski-Wildpferde grasen in der Nähe des Wanderwegs und reiben sich an Bäumen. Aktuellen Schätzungen der Stiftung zufolge leben 24 Pferde und je etwa 100 Wisente und Rothirsche im inneren Bereich der Heide – geschützt vor dem Menschen und auf sich allein gestellt.
Die Pferde seien nicht so scheu wie die Wisente und zeigten sich eher den Besuchern, erklärt Elisabeth Fleisch von der Sielmann-Stiftung einige Tage später dem Abendblatt. Wieder mal hat sich der Ausflug in die Döberitzer Heide gelohnt und es gibt noch viel zu sehen.
Sehenswertes in der Umgebung
Durch die Ausdehnung der Döberitzer Heide ist es unmöglich, alles in der Umgebung aufzuzählen, das einen Besuch wert wäre. Wer den Eingang über die Speckdammbrücke nimmt, dem sei der Softeis-Laden an der Dorfstraße (Ketziner Straße) in Fahrland empfohlen. Von hier aus sind es auch nur ein paar Schritte bis zum Storchennest des 5.000-Einwohner-Ortes. Im Frühling 2023 hat das Vogelpaar sein Quartier bereits bezogen.
Text: nt