Immer mehr Menschen schränken ihren Fleischkonsum ein.
Deutsche Schlachtbetriebe haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Fleisch hergestellt als in den Vorjahren. Der Discounter Lidl will sein Fleischsortiment in den kommenden Jahren weiter ausdünnen und stattdessen vermehrt auf pflanzliche Produkte setzen. Und die Berlinale ist seit diesem Jahr nicht nur fleisch-, sondern auch kuhmilchfrei. Bei Nachrichten wie diesen stellen sich viele Konsumenten die Frage: Ist Fleisch essen eigentlich noch zeitgemäß?
Flexitarier auf dem Vormarsch
Grund für den stetigen Rückgang des Fleischkonsums dürfte vor allem die Massentierhaltung sein. Zu Zehntausenden müssen Hühner, Schweine und Rinder tagtäglich auf engstem Raum ausharren. Nur um dann – meist nach einem kurzen Leben – geschlachtet zu werden. Neben dem Umstand, dass der Konsum von Fleisch Tierleid erzeugt, spielt noch ein anderer Aspekt eine Rolle: die Auswirkungen auf das Klima. So verursacht die industrielle Tierhaltung bis zu 43 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgas-Emissionen.
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Dass ein Umdenken bei den Konsumenten stattfindet, zeigt auch der aktuelle Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Laut diesem finden es 82 Prozent der Deutschen sinnvoll, weniger Fleisch zu essen. Immerhin 44 Prozent geben an, sich bereits flexitarisch zu ernähren, also ihren Fleischkonsum bewusst einzuschränken. Im Supermarkt greifen immer mehr Menschen zu Fleischersatzprodukten und vegane Restaurants boomen – vor allem in Großstädten wie Berlin.
Fleisch steht für Genuss
Doch auch wenn in Deutschland immer weniger Fleisch gegessen wird, lag der Verzehr im Jahr 2021 dennoch bei 55 bis 60 Kilogramm pro Kopf. Für viele Konsumenten ist ein kompletter Verzicht auf Steak, Schnitzel, Currywurst und Co. trotz aller negativen Auswirkungen von Fleischproduktion und -verzehr weiterhin undenkbar. Auch für viele Menschen in meinem Umfeld steht das Essen von Fleisch nach wie vor für Genuss. Für mich als Veganerin nicht immer verständlich.
In einem Punkt sind sich Vegetarier, Veganer und fortschrittliche fleischessende Menschen immerhin einig: Darin, dass sie die Zustände in der Massentierhaltung und die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen nicht unterstützen wollen. Um den Fleischproduzenten dies zu signalisieren, müssen übrigens nicht alle Konsumenten zu Vegetariern werden.
Wie viel Fleischkonsum aber ist noch angebracht? Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, plädierte zuletzt für eine Halbierung des Fleischverbrauchs in Deutschland: „Wir müssen die Massentierhaltung reduzieren, damit die zu hohen Stickstoffeinträge sinken und Böden, Wasser und Biodiversität weniger belastet werden“, sagte er. Wen diese Argumente nicht überzeugen: Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt erwachsenen Menschen einen maximalen Fleischkonsum von 31,3 Kilogramm im Jahr.
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Text: Katja Reichgardt