Ausnahmezustand im Sozialamt von Steglitz-Zehlendorf: Die Sprechzeiten werden weiter eingeschränkt. Damit soll eine komplette Schließung vermieden werden.
„Die Lage spitzt sich immer mehr zu und das dringend benötige Personal kann weiter nicht eingestellt werden“, sagt Sozialstadtrat Tim Richter (CDU). Es könne nicht sein, dass immer mehr Aufgaben auf die Sozialämter zukommen, aber gleichzeitig notwendige Ressourcen seitens des Landes nicht bedarfsorientiert zur Verfügung gestellt werden.
Richter: „Das zweitkleinste Sozialamt in Berlin bewerkstelligte in den letzten neun Monaten einen Aufwuchs der Bedarfsgemeinschaften von fast 1.000 Prozent und brachte mindestens die viertgrößte Menge an aus der Ukraine geflüchteten Familien unter. Ich bin den Mitarbeitern des Amts für Soziales für den nahezu übermenschlichen Einsatz in diesen Monaten sehr dankbar.“
Behörden im Krisenmodus
Die Berliner Leistungsbehörden würden schon seit längerer Zeit im Krisenmodus arbeiten, um die vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen. Waren zunächst die Versorgung syrischer Kriegsflüchtlinge und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu meistern, fordert die Versorgung der ukrainischen Kriegsflüchtlinge aktuell den vollen Einsatz auch der Ämter für Soziales.
„Auch weiterhin werden täglich neue Anträge auf Leistungen nach dem Asylbewerberleitungsgesetz bearbeitet, um den Neuankommenden in unserer Stadt das Überleben zu sichern“, so Richter. Leistungen der Grundsicherung im Alter, der Hilfe zu Pflege und der Teilhabe seien für diesen Personenkreis zu prüfen und zu bewilligen.
Fehlende Stellen
Allerdings würden dringend benötigte Stellen durch das Land nicht zur Verfügung gestellt. Somit seien auch keine Einstellungen von weiteren Mitarbeitern möglich.
Richter: „Die Arbeitsbelastung ist immens. Wenn das so weitergeht und die Sozialämter in Berlin nicht endlich mit den notwendigen Personalstellen ausgestattet werden, müsste von einem Steuerungsversagen des Senats gesprochen werden.“
Richter und die anderen Sozialstadträte haben eine Bedarfsplanung aufgrund der gesetzlichen Aufgaben vorgelegt. Um ein Mindestmaß an Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter bieten zu können, würden die Sprechzeiten weiter ausgedünnt.
Steigender Krankenstand
„Wir müssen hier im Sinne unserer Beschäftigten handeln“, so Richter. Es helfe nichts, wenn der Krankenstand weiter steige. Jeder Notfall und jede Dringlichkeit werde durch die Mitarbeiter sorgfältig bearbeitet. „Aber, wenn heute schon ein Mitarbeiter für drei arbeite, dann geht das nicht lange gut“, so Richter. „Wir bräuchten zwei Dutzend Stellen mehr, um den gesetzlichen Aufgaben nachkommen und endlich mehr Personal einstellen zu können.“
Die regulären Sprechzeiten des Sozialamtes am Standort Lankwitz, Hanna-Renate-Laurien-Platz 1, für den Publikumsverkehr sind derzeit dienstags und donnerstags, von 9 bis 13 Uhr.
Text: red