Das Schloss Biesdorf startet mit einer neuen Ausstellung in den September. Ab dem 5. September 2022, im Jahr seines 90. Geburtstages, sind die Werke Jürgen Wittdorfs erstmalig in einer umfassenden Retrospektive mit dem Namen „Jürgen Wittdorf (1932-2018)“ im Schloss Biesdorf zu sehen.
Als Künstler in der DDR war Wittdorf vielen als Illustrator verschiedenster Bücher bekannt. Seine Werke, darunter unzählige meisterhafte Holzschnitte, sind durch den Realismus-Begriff der damaligen Zeit geprägt, seine Darstellungen junger Menschen fanden allerdings vorerst bei der Staatsobrigkeit wenig Gefallen, zu sehr verwestlicht erschien ihnen dieser Blick auf die Jugend. Diese wiederum fand sich in Wittdorfs Bildern wieder. Später wurden sie in hoher Auflage gedruckt und verbreitet.
Auch das eigene Sein als schwuler Mann spiegelt sich in diesen Werken. Obwohl Homosexualität ab 1968 laut Gesetz nicht mehr strafbar war, war sie doch gesellschaftlich nicht akzeptiert, Wittdorf selbst konnte sich seine Sexualität lange nicht eingestehen.
Zeitgenössische Künstler
Wer sich von dem Werk und Wirken des Künstlers überzeugen möchte, kann ab dem 4. September das Schloss Biesdorf besuchen. Ergänzt wird das Ganze durch zeitgenössische Positionen von Veneta Androva, Norbert Bisky, Harry Hachmeister und Bettina Semmer. In den Arbeiten dieser Künstlerinnen und Künstler werden Themen wie Gender und künstliche Intelligenz (Veneta Androva), Schönheit, Sexualität, Gewalt und Zerstörung (Norbert Bisky), (Geschlechts-)Identitäten, Körper sowie deren Zuschreibungen (Harry Hachmeister), Körper als Element des politischen Handelns (Bettina Semmer) verhandelt.
Text: red