Das "Rockhaus Berlin" befindet sich in einem Bürogebäude aus DDR-Zeiten in der Buchberger Straße nahe dem Bahnhof Lichtenberg. Seit gut zehn Jahren werden dort 189 Proberäume an Musiker vermietet. Bild: GSE gGmbH
Das "Rockhaus Berlin" befindet sich in einem Bürogebäude aus DDR-Zeiten in der Buchberger Straße nahe dem Bahnhof Lichtenberg. Seit gut zehn Jahren werden dort 189 Proberäume an Musiker vermietet. Bild: GSE gGmbH

Das Jugendzentrum Drugstore zieht demnächst von Schöneberg in das „Rockhaus Berlin“ nach Lichtenberg. Für den dortigen Mieterbeirat ist noch immer unklar, wie das Zusammenleben funktionieren soll. Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg wirft ihm Blockadehaltung vor.

Der Mieterbeirat vertritt die Nutzer von 189 Proberäumen in dem ehemaligen Bürogebäude nahe dem S-Bahnhof Lichtenberg. Und um die Proberäume der Musiker ranken sich aus Sicht des Mieterbeirates viele Probleme. Genauer gesagt: Darum, dass diese vom zentralen Saal, den der „Drugstore“ für öffentliche Veranstaltungen nutzen möchte, direkt zugänglich seien. Dort lagere zum Teil kostspieliges Equipment.

„Es würde genügen, eine Wand einzuziehen, doch wer übernimmt die Kosten?“, fragt man sich in dem Gremium. Auch sei die Frage der Fluchtwege ungeklärt. Das gelte auch für die Modalitäten der Vermietung des Saals an die Bestandsmieter, die in der Kooperationsvereinbarung mit dem Jugendamt Tempelhof-Schöneberg an drei Tagen im Monat zugesichert worden sei. Bislang wurde diese Vereinbarung aber noch nicht unterschrieben.

Bauliche Trennungen

In der Vereinbarung werde unter anderem vorgeschlagen, bauliche Trennungen oder getrennte Zugänge für den Drugstore zu schaffen, so der Mieterbeirat. „Es wäre hinsichtlich der notwendigen Toilettenzahl sogar möglich, durch entsprechende Umbauten in an den Saal angrenzten Räumen Toiletten neu zu bauen, damit würde vermieden, dass der Drugstore weitere Rockhausinfrastruktur verwenden müsste.“

Nicht näher beschriebene bauliche Veränderungen seien durch den Hauseigentümer, die gemeinnützige GSE, zugesichert worden, ohne dass den Mietern Kosten entstünden.

Erneut bekräftigte der Beirat, keine Vorbehalte gegenüber den neuen Nachbarn aus der linksalternativen Szene zu haben. Allerdings müssten die offenen Fragen dringend geklärt werden.

Standort für fünf Jahre

Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg hat den Veranstaltungssaal für fünf Jahre als Übergangsstandort für den „Drugstore“ angemietet. Jugendstadtrat Oliver Schworck sieht keine Möglichkeit, schon jetzt alle strittigen Punkte zu klären.

„Derzeit richten sich die neuen Nutzer des Saals dort ein, prüfen, welche Vorbereitungen baulicher und gestalterischer Art zu treffen sind und werden in den nächsten Wochen mit einer offiziellen Eröffnung der Räumlichkeiten in die inhaltliche Arbeit einsteigen sowie dann auch aktiv auf die Mieter zugehen“, so der SPD-Politiker.

„Erst zu diesem Zeitpunkt wird es auch möglich sein, über alle Rahmenbedingungen für eine Nutzung durch die anderen Mieter im Haus zu informieren.“

Interessen der Mieter wahren

Schworck zeigt sich genervt von der Haltung des Mieterbeirates und wirft ihm vor, den Einzug des „Drugstore“ zu erschweren: „,Drugstore‘ und Jugendamt haben über einem Zeitraum von circa anderthalb Jahren mit dem Mieterbeirat darüber verhandelt, dass es eine Vereinbarung geben sollte, die die Interessen der Mieter genauso wahren wie die des ,Drugstore‘.“

Und weiter: „Leider ist es dem Mieterbeirat nicht gelungen, in dieser Zeit eine klare Position zu den vielfältigen und immer wieder variierten Angeboten durch ,Drugstore‘ und Jugendamt zu finden.“

Ende vergangenen Jahres habe eine zwischen dem Jugendamt, dem „Drugstore'“und dem Mieterbeirat unter Hinzuziehung des Verwalters GSE und bei Mitarbeit der Senatsverwaltung für Kultur sowie des Bezirks Lichtenberg entstandene Kooperationsvereinbarung vorgelegen.

Vereinbarung infrage gestellt

Schworck: „Diese wurde nach erster Zustimmung durch den Mieterbeirat nachträglich wieder in infrage gestellt. Trotzdem fühlen sich die neuen Nutzer und das Jugendamt weiterhin an die vereinbarten Nutzungsmöglichkeiten für die Mieter des ,Rockhauses‘ gebunden.“

Dazu zähle die Regelung, dass kommerzielle Veranstaltung beziehungsweise für Veranstaltungen, die nicht im Plenum des Drugstore vorgestellt werden sollen, an drei Tagen im Monat möglich sein sollen, wenn sie in einen elektronischen Kalender mit einem Vorlauf von mindestens fünf bis sechs Wochen durch die Nutzer eingetragen werden.

„Die Kooperationsvereinbarung ist fertig zur Unterschrift“, bekräftigt Schworck. „Wir warten auf ein Signal des Mieterbeirates, doch der stellt sich quer. Mit einem zeitlich begrenzten Nutzungsrecht für den Saal sind wir dem Beirat weit entgegengekommen. Alle Versuche, mit ihm zu einem Kompromiss zu kommen, sind bislang gescheitert.“

Der Mieterbeirat ließ wissen, man habe sich bei den vorangegangenen Verhandlungen nicht ernstgenommen gefühlt. Vom Abschluss des Mietvertrages habe man erst im Nachhinein erfahren.

Kein Problem mit Diebstählen

Die Bedenken gegenüber den Besuchern der kommenden Veranstaltungen des ,Drugstore‘ kann Schworck nicht verstehen: „In mehr als 40 Jahren gab es nie Probleme wegen Diebstählen. Vom Veranstaltungssaal kommt ohnehin niemand direkt zu den Proberäumen der Künstler. Einzig ein paar Toiletten auf einer Etage müssen noch vom Proberaumbereich abgeteilt werden.“

Und: „Was den Veranstaltungssaal betrifft: Die Anspruchshaltung der Altmieter kann ich nicht nachvollziehen. Wieso haben sie ihn nicht gemeinsam angemietet, wenn er ihnen so wichtig ist? Zu keiner Zeit war der Saal Gemeinschaftseigentum.“

Text: Nils Michaelis