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Kurze Abendsonne in Berlin vor der Nacht mit dem Orkantief Zeynep

Orkantief „Zeynep“ hatte Berlin heute Nacht fest im Griff. In den frühen Morgenstunden zählte die Berliner Feuerwehr bereits über 800 Unwetter-Einsätze. Viele lose Bauteile, umgeknickte Bäume und versperrte Verkehrswege sorgten für die zahlreichen Blaulichteinsätze.

In der Nacht galt der offizielle Ausnahmezustand aufgrund der Orkanschäden: Es gingen so viele Alarmrufe ein, dass sie nicht mehr – wie sonst üblich – nacheinander abgearbeitet werden konnten, sondern andere Prioritäten gesetzt werden mussten. „Das kommt häufiger vor“, beruhigte die Berliner Feuerwehr in einer Mitteilung auf Twitter. Inzwischen ist der Ausnahmezustand genauso wie die Unwetterwarnung wieder aufgehoben.

Besonders stark habe der Sturm im Süden Berlins getobt: Im Grunewald fällte der Sturm einige Bäume und in Schöneberg kollidierte eine S-Bahn mit einem auf die Gleise gefallenen Baum.

Straßensperrungen

Derzeit gilt: Die Elsenstraße, die Gutschmidtstraße, die Prinzenallee und der Rohrdamm bleiben teilweise gesperrt. Die A117 wird zwischen Waltersorf und Dreieck Treptow bis auf Weiteres vollständig gesperrt.

Eingeschränkter Bahnverkehr

Die Deutsche Bahn hält die Sperrungen im Fern- und Regionalverkehr in Norddeutschland weiterhin aufrecht. Die Einschränkungen gelten auch für viele Verbindungen von und nach Berlin. Der Bahnverkehr sei bundesweit mit Schwerpunkt in der Nordhälfte Deutschlands beeinträchtigt. Die Bahn bittet sich über die aktuell möglichen Verbindungen unter bahn.de/aktuell und bahn.de/sonderkulanz zu informieren. Eine kostenlose Hotline ist unter 08000 99 66 33 geschaltet.

Schäden im Stadtgebiet

Berliner Behörden warnen weiterhin vor dem Betreten von Parks, Grünanlagen und Wäldern. Es besteht Lebensgefahr durch umstürzende Bäume oder fallende Äste.

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Feuerwehreinsatz am Martin-Luther-Krankenhaus.

Busse, U-Bahnen, Trams und Fähren

Die BVG meldete seit Freitagabend vor allem im Busverkehr vermehrt witterungsbedingte Störungen. Auch hier waren in den meisten Fällen umgestürzte Bäume oder herabfallende Dachziegel die Ursache. Im Busverkehr mussten im Verlauf der Nacht und am Morgen zahlreiche Linien zeitweise umgeleitet oder unterbrochen werden. Für den Straßenbahn-Verkehr meldete die Leitstelle „vergleichsweise geringe Auswirkungen“. Ursache für Störungen waren meist Gegenstände oder Baumteile in den Oberleitungen. Vorsorglich gelte noch immer im gesamten Straßenbahnnetz sowie auf allen U-Bahngleisen ein Tempolimit von 40 Stundenkilometern.

U3 unterbrochen

Eine bedeutende Einschränkung im U-Bahn-Netz meldete die BVG bereits am Freitagnachmittag. Für rund 50 Minuten war die Linie U3 zwischen den Bahnhöfen Breitenbachplatz und Krumme Lanke gesperrt. Teile eines Baumes drohten im Bereich des Bahnhofs Onkel Toms Hütte auf die Schienen zu fallen. Die Feuerwehr entfernte die abgeknickte Baumspitze und sicherte die Stelle. Ansonsten fuhren die U-Bahnen ohne weitere Einschränkungen.

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Symbolfoto. Viele Zugstrecken von und nach Berlin wurden in der vergangenen Nacht gesperrt.

Fähren im eingeschränkten Betrieb

Wegen des hohen Wellengangs gingen am Samstagmorgen zwei Fährlinien, die Wannseefähre F10 und die Linie F12 im Bereich Wendenschloss zunächst nicht in Betrieb. Die Fähre F11 fährt jetzt in unregelmäßigen Abständen wieder.

Im Umland

Auch die Rettungsdienste in Brandenburg waren wegen des Sturmtiefs „Zeynep“ massiv überlastet. Derzeit arbeite man die Sturmschäden priorisiert ab, es könne jedoch zu langen Wartezeiten kommen, hieß es in einer amtlichen Gefahrenmitteilung vom Samstagmorgen. Die Behörden empfehlen weiterhin, den Aufenthalt im Freien zu meiden, und raten dazu, Abstand zu Bäumen, Türmen und Hochspannungsleitungen zu achten.

Alleine im Nordosten von Brandenburg waren die Einsatzkräfte der Feuerwehr in der Nacht rund 450 Mal ausgerückt, teilte die Feuerwehr am Samstagmorgen mit. Aktuell laufen demnach etwa 200 Einsätze in den Landkreisen Barnim, Oberhavel und Uckermark. Bei der Polizei gingen laut einem Sprecher bis um 5 Uhr morgens landesweit insgesamt 215 Notrufe wegen des Sturms ein. Es soll sich aber vor allem um kleinere Einsätze gehandelt haben. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand.

Windgeschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometern

Am stärksten blies der Sturm nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Tauche im Landkreis Oder-Spree: Hier sollen Windgeschwindigkeiten von rund 120 Stundenkilometern gemessen worden sein.

Auch in Potsdam erreichte der Wind demnach Geschwindigkeiten von 113 Stundenkilometern.

Heute Vormittag meldet der Deutsche Wetterdienst nachlassende Sturmböen für den Berlin-Brandenburger Raum. Bis zum Nachmittag hinein sollen die Sturmböen noch mit Geschwindigkeiten bis zu 85 Stundenkilometer aus Südwest bis West wehen. Zum Abend hin wird auch dieser Wind in der Berliner Region weiterhin abnehmen.

Text: Stefan Bartylla, Bilder: Imago Stefan Zeitz, IMAGO / Hanno Bode