Die Geschichte der früheren Wittenauer Heilstätten mit dem dazugehörigen Anstaltsfriedhof wurde sichtbar gemacht.
Die Geschichte der früheren Wittenauer Heilstätten mit dem dazugehörigen Anstaltsfriedhof wurde sichtbar gemacht.

Nach langen Jahren der Vorbereitung ist jetzt der Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof auf dem Gelände der früheren Wittenauer Heilstätten feierlich eröffnet worden.

Der Freundeskreis „Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof“ hatte aus diesem Anlass zu einem Spaziergang vom Eingang des Geländes bis zum Friedhof mit anschließender Gedenkfeier, Gedenktafelenthüllung und Blumenniederlegung zu Ehren der Opfer des NS-Regimes eingeladen.

Reinickendorfs Gesundheitsstadtrat Alexander Ewers (SPD) erklärte in Wittenau: „Dieser historische Ort ist seit über 140 Jahren eng mit der Geschichte der Psychiatrie in Deutschland verknüpft. Ich freue mich sehr, dass wir nun einen weiteren Erinnerungsort zu diesem dunklen Kapitel der Deutschen NS-Krankengeschichte vorstellen können.“

Erinnerung an getötete Kinder

Im Jahr 2013 wurde bereits der Gedenkort für Kinder eröffnet, die zwischen 1941 und 1945 Opfer der Städtischen Kinder-Nervenklinik wurden. Den Nazis galten sie wegen ihrer geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen als „lebensunwertes Leben“. „Ich hoffe, dass auch dieser Gedenktort dazu beiträgt, die Geschichte wachzuhalten und als Teil der Erinnerungskultur im Bezirk wahrgenommen wird“, so Ewers.

Der Bezirk hatte laut eigener Mitteilung insgesamt rund 20.000 Euro zur Verfügung gestellt, um die Geschichte der früheren Wittenauer Heilstätten mit dem dazugehörigen Anstaltsfriedhof sichtbar zu machen. So war es möglich, den Eingangsbereich und die alten Friedhofsmauern zu sichern und zu restaurieren.

Auch das Gelände um die Mauer wurde bereinigt, so dass die alten Strukturen wieder erkennbar wurden. Darüber hinaus konnte mit den Geldern eine weitere Gedenktafel angebracht werden.

Mehr als 4.600 Opfer

In der Zeit des Nationalsozialismus kamen zwischen 1939 und 1945 über 4.600 Patienten in und durch die Wittenauer Heilstätten ums Leben. Es sei davon auszugehen, dass viele dieser Menschen auf dem Anstaltsfriedhof begraben wurden, so das Bezirksamt. 460 Tote seien namentlich identifiziert worden.

Für den nun eröffneten Gedenkort hatten sich neben dem Freundeskreis Alter Anstaltsfriedhof, auch der Verein „totgeschwiegen“, der Förderkreis für Bildung, Kultur und internationale Beziehungen sowie bezirkliche Einrichtungen, wie das Museum Reinickendorf und der Fachbereich Grünflächen und die Denkmalpflege eingesetzt. Bereits 1994 wurde am Eingang des Geländes eine Gedenktafel angebracht.

Text: red, Bild: Bezirksamt Reinickendorf